Hummeln gelten als Superbestäuber. Forschende vom Thünen-Institut wollen nun mehr darüber erfahren, auf welchen Blüten sie sich besonders gerne niederlassen und haben deswegen ein Citizen-Science-Projekt gestartet. Bei dem Projekt sollen möglichst viele Menschen Hummeln mithilfe einer App fotografieren.

Sophie Ogan arbeitet am Institut für Biodiversität am Thünen-Institut in Braunschweig und hat die Hummel-Challenge mitinitiiert, sie sagt: "Wir freuen uns sogar, wenn Leute, die vielleicht überhaupt noch keine Erfahrung haben, was die Hummel-Bestimmung angeht, mitmachen." Vorwissen ist nicht notwendig, denn die Fotos sollen mithilfe der App ObsIdentify gemacht und hochgeladen werden. Und die App kann auch bestimmen, ob es sich bei einem Insekt wirklich um eine Hummel handelt oder nicht. Später schauen dann auch noch einmal Expert*innen auf dei Bilder und prüfen, ob die App richtig liegt.

"Expertinnen und Experten sollen sich jetzt nicht ausgeschlossen fühlen. Es ist keine reine Laien-Challenge, aber wir wollen wirklich jede und jeden dazu einladen, mitzumachen."
Sophie Ogan, Institut für Biodiversität am Thünen-Institut

Um ein gutes Foto zu machen, sollten wir die Hummel möglichst gut erfassen und es ist sinnvoll, die Kamera möglichst nah auf die Hummel zu richten. Merkmale, wie der Kopf und der Körper sollten gut zu sehen sein. "Das ist manchmal nicht so ganz leicht, besonders wenn die Hummeln sich vielleicht flink wegbewegen", sagt Sophie Ogan. Wichtig ist aber auch: die Hummeln auf gar keinen Fall anfassen. Hummeln stehen unter Naturschutz und dürfen nicht gestört werden. Anfassen bedeutet hingegen stören, erklärt Sophie Ogan.

Hummelfotos für die Datenbank

Die Fotos landen dann, wie die meisten Forschungsdaten, in einer Datenbank und später gegebenenfalls bei Sophie Ogan oder bei einem Kollegen oder einer Kollegin auf den Schreibtisch. "Wir schauen uns die Fotos dann wirklich alle noch einmal an und prüfen nach, wenn Zweifel bei der Bestimmung besteht", sagt sie.

"Wir interessieren uns vor allem für die Interaktion mit der Blüte. Also welche Hummel sitzt, auf welcher Blütenpflanze."
Sophie Ogan, Institut für Biodiversität am Thünen-Institut

Die Forschenden interessieren sich vor allem dafür, welche Hummeln sich auf welchen Blüten niederlassen. Insgesamt gibt es in Deutschland 41 verschiedene Hummelarten. Sophie Ogan und ihre Kollegen wollen Rückschlüsse darauf ziehen, was für Ressourcen Hummeln jetzt gerade im Frühjahr nutzen.

"Hummeln halten sich wirklich sehr, sehr gerne an Blüten auf, weil sie da Nahrung aufnehmen und Pollen sammeln."
Sophie Ogan, Institut für Biodiversität am Thünen-Institut

Sophie Ogan sagt, dass sich Hummeln auch besonders gut fotografieren lassen, wenn sie auf einer Blüte sitzen, weil sie dann mehr oder weniger still halten und uns etwas Zeit lassen.

Hummeln gelten als Superbestäuber, denn aufgrund ihrer Körpermasse, beziehungsweise des Fells decken sie fast den gesamten Stempel einer Blüte ab. Hummeln werden auch in der Landwirtschaft eingesetzt, weil sie sich auch für die Bestäubung von Kulturpflanzen eignen. In vielen Regionen kommen sie auch noch in größerer Anzahl vor. "Deswegen sind sie so ein bisschen beständigere und verlässlichere Bestäuber als so manch anderer Art", sagt Sophie Ogan.

Shownotes
Citizen Science
Hummeln fotografieren und erforschen
vom 24. März 2024
Moderator: 
Christian Schmitt
Gesprächspartnerin: 
Sophie Ogan, Institut für Biodiversität am Thünen-Institut in Braunschweig