Du möchtest dich in Systeme hacken, Daten ausspionieren, Ampelschalten manipulieren und Kameras steuern - in Games wie "Watch Dogs 2" und "Orwell" geht das. Beide Spiele sind gut gemacht, spannend und doch komplett unterschiedlich.
Marcus Holloway ist ein modernen Superheld: Er ist Hacker, athletisch, kann mit Waffen ebenso umgehen wie mit seinen Sportschuhen. Vor allem aber hat der Daten-Robin-Hood den Kampf aufgenommen gegen die Dauerüberwachung durch IT-Konzerne und Regierungen. Darum geht es im neuen Actionspiel von Ubisoft "Watch Dogs 2": Während wir in den Nachrichten immer wieder von Spionagetätigkeiten von Geheimdiensten und Datenskandalen hören, können wir im Spiel endlich etwas dagegen unternehmen.
Hacken gegen und für den Überwachungsstaat
Seit den Enthüllungen von Whistleblowern wie Julian Assange und Edward Snowden sind Überwachungsszenarien auch Thema in Games. Aus Deutschland kommt vom Hamburger Entwickler Osmotic Studios das Spiel "Orwell". Für die drei Entwickler ist es das erste größere und kommerzielle Projekt - und es ist das extreme Gegenteil zur Millionenproduktion "Watch Dogs 2". Und trotzdem ist es auf seine Weise mindestens ebenso spannend: Hier wechseln wir die Seite und schlagen uns auf die Seite des Überwachungsstaats.
Szene aus dem Game "Orwell"
Orwell erzählt die Geschichte von einem fiktiven Staat in Terrorgefahr. Der Spieler schlüpft in die Rolle eines Datenschnüfflers, eines Beamten, der sich durch Mails, Chats und private Daten seiner Zielpersonen wühlt. Immer auf der Suche nach verdächtigen Hinweisen - und dabei können durchaus Unschuldige ins Visier des Ermittlers geraten. Für die Entwickler ist ein Ziel dieses Games auch, dass der Spieler sich früher oder später fragt, ob es moralisch gerechtfertigt ist, diese Daten zu speichern, zu nutzen und sie weiterzugeben.
"Natürlich steckt da auch so ein bisschen eine Moral dahinter. Die Frage, wie weit darf die Privatsphäre des einzelnen eingeschränkt werden, um die Sicherheit der Allgemeinheit zu garantieren."
Orwell ist spannend, vor allem weil er den Spieler vor kniffelige Entscheidungen stellt: Welche Informationen leitet er an seine Vorgesetzten weiter, wie tief darf er in die Privatsphäre eindringen und was ist alles gerechtfertigt, um einen Terroranschlag zu verhindern?
Realistisch sind beide Spiele nicht wirklich: In "Watch Dogs 2" hackt sich der Spieler nur mit einem simplen Klick und in sekundenschnelle durch ganz San Francisco. Und reale Geheimdienste setzen eher auf die Massenauswertung von Big Data, nicht auf mühevolle Handarbeit wie in "Orwell". Trotzdem: Ein Gefühl, wie der Überwachungsstaat funktionieren kann, vermitteln beide Games auf sehr unterschiedliche Weise ziemlich gut.