Wie ist das, wenn man aus dem Ego-Shooter-Spielen nicht mehr rauskommt? Wenn man wirklich nur noch Computer spielt? Das Auxilium Reloaded ist das erste Wohnheim für Computersüchtige. Simone Schlosser war dort.

Jason ist 20 Jahre alt. Seit er dreizehn ist spielt er. Seinen echten Namen will er lieber für sich behalten, deshalb nennen wir ihn Jason. Aus Langeweile hat er vor Jahren angefangen, zu spielen, irgendwann konnte er dann nicht mehr aufhören. Er verkroch sich zu Hause und tat nur noch eins: am Computer zocken.

"Wenn ich in der Schule andere Leute meines Alters getroffen habe, hatte ich immer Angst zu sagen, dass ich ein Spieler bin."

Seit einem Monat lebt er im Wohnheim Auxilium Reloaded in Dortmund. Betrieben wird das erste Wohnheim für Computersüchtige von der Hilfsorganisation Malteser. Zurzeit leben dort dreizehn Jugendliche. Sie alle haben ihr eigenes Zimmer. Sie kochen und essen gemeinsam. Das ist Teil der Therapie, um wieder Kontakte zu knüpfen. Computer und Smartphones dürfen nur nach Absprache genutzt werden.

Computerspielsucht ist eine neue Suchtform

Hier im Wohnheim lernt Jason andere kennen, die seine Sucht und seine Ängste verstehen. "Wenn ich sage, ich habe Schwierigkeiten, da raus zu gehen, die verstehen das. Und das tut gut, wenn jemand das verstehen kann", sagt er. In die Welt hinauszugehen, und sei es nur für einen kurzen Spaziergang, ist eine echte Herausforderung für Jason. Zurzeit bleibt er meistens im Wohnheim.

"Ich möchte nicht nur den ganzen Tag spielen und schlafen und essen und spielen. Auch wenn ich die ganze Zeit nichts anderes machen möchte, weiß ich, dass das nicht normal ist."

Computerspielabhängigkeit ist eine relativ neue Suchtform. Bislang trifft es vor allem männliche Spieler. Auch weil die meisten Spiele eine männliche Zielgruppe haben. Oft sind es Einzelgänger, die schon vor der Sucht meist kaum Freunde haben und kaum sozial verankert sind. Im Wohnheim Auxilium Reloaded sollen Jason und die anderen wieder zurückfinden in einen Alltag ohne Spielen. In ein ganz normales Leben mit Freunden, mit Schule, Ausbildung oder Uni, mit Wünschen und Zielen.

Shownotes
Computerspielsucht
"Hier kann ich sagen, dass ich ein Spieler bin"
vom 14. März 2016
Moderator: 
Markus Dichmann
Autorin: 
Simone Schlosser