Virologe Christian Drosten hat für Verwirrung gesorgt - und gleichzeitig eine Diskussion darüber ausgelöst, wie lange Quarantäne und Isolation dauern sollten. Was genau er vorgeschlagen hat, und wie Medien und Politik seine Aussagen aufgenommen haben, besprechen wir mit Medizinjournalistin Christina Sartori.
Derzeit ist es so: Wenn sich jemand mit dem neuen Coronavirus infiziert hat, muss er für 10 bis 14 Tage isoliert werden. Kontaktpersonen, die infiziert sein könnten, gehen für 14 Tage in Quarantäne.
Diese Regelungen gelten schon seit längerer Zeit. "Ganz am Anfang wusste man ja nicht, wie lange man ansteckend ist. Und dann hat man anhand der ersten Daten entscheiden: 10 bis 14 Tage ist relativ sicher", sagt Wissenschaftsjournalistin Christina Sartori. Doch inzwischen haben wir dazu gelernt.
"Schon länger sieht man: Für viele Menschen würden wohl auch fünf Tage Isolation reichen."
In der Regel sind die meisten Menschen fünf Tage nachdem sie Husten, Fieber oder andere Symptome bemerkt haben, nicht mehr ansteckend, sagt die Wissenschaftsjournalistin.
Fünf Tage Isolation sind "Schmerzgrenze"
Virologe Christian Drosten spricht darüber in der ersten Folge seines Podcasts beim NDR nach der Sommerpause und sagt, unter gewissen Umständen könnte es im Herbst sinnvoll sein, die Isolationszeit von Infizierten auf fünf Tage zu verkürzen - nämlich dann, wenn die Gesundheitsämter mit der Verfolgung der Einzelfälle nicht mehr nachkommen und ganze "Cluster", also ganze Gruppen von Menschen, isolieren müssten, weil sie womöglich infiziert sind. Und er sagt: "In diesem Vorschlag, den ich da mache mit fünf Tagen, gehe ich bis an die Schmerzgrenze der Epidemiologie."
"Es könnte bald eine Situation geben, in der es sinnvoll wäre, die Isolationszeit zu verkürzen. Drosten hat das etwa für den Fall vorgeschlagen, dass die Infektionszahlen weiter steigen, sich die Situation in Deutschland verschärft oder wenn ein ganzer Betrieb schließen muss."
Nach einer nur fünftägigen Isolation wären einige Menschen womöglich noch ansteckend. Drosten empfiehlt daher nach Ablauf der fünf Tage einen Test.
Mehr Akzeptanz für die Maßnahme
Eine solche Regelung könnte die Akzeptanz für die Maßnahme erhöhen und wäre ein Kompromiss, meint Christina Sartori, denn man müsse ja immer abwägen: "Wie hart muss eine Maßnahme sein, um viele zu schützen, wie locker kann sie sein, um Menschen nicht unnötig einzuschränken."
Mit seinen Aussagen hat Christian Drosten zunächst für einige Verwirrung gesorgt. Medien berichten, er empfehle eine generelle Verkürzung der Quarantänezeit auf fünf Tage. Das geht dem Virologen aber zu weit. Auch Christina Sartori meint, Drosten habe sich in seinem Podcast verwirrend ausgedrückt. Nun habe er seine Sichtweise aber klargestellt.
Quarantäne muss länger dauern als Isolierung
Die Quarantänezeit jedenfalls könne man nur schwer auf fünf Tage verkürzen, sagt Christina Sartori. Denn: In Quarantäne müssen Menschen, bei denen der Verdacht besteht, dass sie sich angesteckt haben. Da dauere es schon fünf Tage, bis die ersten Symptome auftreten und danach sei man mindestens fünf weitere Tage ansteckend.
10 statt 14 Tage für Reiserückkehrer
Dennoch hat sich nun die Europäische Union darauf geeinigt, dass die Quarantäne für Reisende aus Risikogebieten künftig nur noch 10 statt 14 Tage dauern könne. Und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn erklärte am 4. September, dass man weiter darüber reden werde, ob eine Quarantäne in Deutschland mit einem negativen Test auf fünf Tage verkürzt werden kann.
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