Vor genau 70 Jahren, nämlich 1949, soll Herta Heuwer in Berlin die erste Currywurst erfunden haben. Manche wollen das nicht wahr haben. Niedersachsen und das Ruhrgebiet wollen auch die Wiege der Currywurst sein. Aber beim Thema Currywurst lässt sich ohnehin über vieles streiten: über die Sauce, über das Schneiden und ob es echte Wurst sein muss.

Am 4. September 1949 soll Herta Heuwer in Berlin die erste Currywurst serviert haben - und ihre Erfindung wurde zu einem deutschen Kulturgut. Doch laut Alexander Fürst zu Schaumburg-Lippe aus Bückeburg bei Hannover soll die Currywurst aus Niedersachsen kommen.

Blick auf "Konnopke's Imbiß" in Berlin an der Schönhauser Allee. Davor stehen Kunden Schlange. Der Imbiss ist unter der Hochbahn-Brücke einer U-Bahnlinie.
© Imago | Schöning
"Konnopke's Imbiß" liegt an der Schönhauser Allee in Berlin, in Ost-Berlin. Der Imbiss gilt als erster in Ost-Berlin, der Currywurst anbot. Das war 1960. Viele schwören bis heute auf Konnopke's Currywurst. In West-Berlin geht man zu "Curry 36", in Kreuzberg.

Die erste Currywurst soll aus seiner Schlossküche stammen, behauptet Alexander Fürst zu Schaumburg-Lippe: Nach dem Zweiten Weltkrieg soll ein Koch für britische Offiziere eine Soße bereitet haben - und zwar aus Aprikosenmarmelade, Tomatenketchup, Curry und Salz. Das soll 1946 gewesen sein, also drei Jahre bevor Herta Heuwer ihre erste Currywurst servierte.

Das Geheimnis der Currywurst-Sauce

Wer auch immer sie erfunden hat, zur Currywurst gehört eine feine Bratwurst. Für die Soße gibt es verschiedene Rezepte. Auch die Kantine von Deutschlandfunk und Deutschlandfunk Nova hat ihr eigenes. In der Kantine ist die Currywurst das beliebteste Essen: Die Basis für die Soße ist eine klassische Tomatensauce, so Küchenchef Fabian Hedermann. Wichtig sei die Currypaste. Er schwört auf eine Madras-Curry-Mischung.

"Ich schwitze die Currypaste mit an. Nur so hat man von den vielen Gewürzen, die in der Paste drin sind, nachher das beste Aroma."
Fabian Hedermann, Kantinenchef bei Deutschlandfunk Nova

Aber nicht nur über die Sauce lässt sich streiten. Auch ob Currywurst mit Pommes, mit Brötchen oder ohne beides zu essen ist. Oder ob die Currywurst geschnitten sein muss. Fabian Hedermann findet, das muss nicht sein. Die Optik sei dann dahin.

"Das Schneiden der Currywurst sieht unästhetisch aus. Vor allem wenn der Darm der Wurst beginnt, zu zerfleddern."
Fabian Hedermann, Kantinenchef bei Deutschlandfunk Nova

Apropos Wurstdarm: Natürlich gibt es auch die vegetarische Variante für die Currywurst. Das Segment mit Veggie-Würsten wächst, auch wenn die klassische Wurst weiterhin mit Abstand den größten Marktanteil hat. Aber vielleicht ändert sich das: Anfang September erklärte die Rügenwalder Mühle, ein großer Wurst- und Fleischhersteller, die klassische Currywurst aus dem Sortiment zu nehmen.

Die Currywurst stiftet Identität

Ob Fleisch oder Tofu, die Currywurst ist beliebt. Der Historiker Peter Peter sieht in der Mischung aus fettig, süß und scharf das Erfolgsrezept der Currywurst. Außerdem gehöre der Imbiss zur Seele der Deutschen.

"Wir verbinden die Currywurst mit einer gewissen Identität. Döner oder Hamburger werden nicht so stark als Identitätsessen empfunden."
Peter Peter, Küchenhistoriker

Ob wir nun 70 Jahre Currywurst feiern oder ein paar Jahre mehr oder weniger: Die Currywurst ist ein echtes deutsches Kulturgut.

Shownotes
Imbiss und Identität
70 Jahre Currywurst: Wer hat sie zuerst serviert?
vom 04. September 2019
Moderatorin: 
Diane Hielscher
Gesprächspartner: 
Martin Schütz, Deutschlandfunk Nova