Konzerne wie Apple oder Google setzen mehr Kohle um als ganze Volkswirtschaften. Da liegt es nahe, sie auch wie Staaten zu behandeln. Dänemark macht jetzt den Anfang.
Dänemark hat wohl bald einen Botschafter mehr: Das Land will nach eigenen Angaben einen digitalen Botschafter ernennen. Das wäre der erste auf der ganzen Welt. Dieser Botschafter soll aber nicht mit anderen Ländern verhandeln, sondern die Beziehungen zu großen Konzernen pflegen, mit Apple, Microsoft, IBM und Google. Weil diese Konzerne so was wie die neuen Nationen geworden seien, hat der dänische Außenminister Anders Samuelsen der Zeitung Politiken gesagt. Diese Unternehmen könnten Dänemark genauso beeinflussen wie ganze Länder.
Wer nur aufs Wirtschaftliche guckt, muss dem dänischen Außenminister Recht geben. Die großen Firmen verdienen mehr Geld als manche Länder. Samuelsen sagt in dem Bericht sogar, wenn Apple und Google Nationen wären, müssten sie fast bei den G20 aufgenommen werden - also bei den 20 größten Volkswirtschaften der Erde. So hoch liege ihr Marktwert. Der neue Botschafter soll allerdings nicht im Silicon Valley, sondern eher in Dänemark sitzen. Er wird beim Außenministerium angesiedelt und es geht auch nur um eine Person und nicht um einen ganzen diplomatischen Stab. Noch sind die dänischen Pläne ziemlich unklar. Auch wann es losgehen soll, steht noch nicht fest.
Dänemark will sich mit dem Schritt attraktiver für Investoren machen. Mit so einem Botschafter hätten die Lobbyisten der Tech-Firmen einen direkten Ansprechpartner in der dänischen Regierung. So könnte Dänemark zum Beispiel bei technischen Entwicklungen aber auch bei ethischen Fragen ganz vorne mit dabei sein und so für die Firmen ein attraktiverer Standort werden.
Liebling des Silicon Valley
Schon jetzt läuft es ganz gut zwischen Dänemark und den Tech-Firmen. Der Staat kümmert sich schon lange um seine Verbindungen ins Silicon Valley. Mit Erfolg: Facebook hat grade angekündigt, ein großes Datenzentrum in der Nähe der Stadt Odense errichten zu wollen. Das wäre das dritte Datenzentrum, das Facebook außerhalb der USA aufbaut. Es gibt noch eins in Schweden und eins in Irland. Und auch Apple plant ein Datencenter in Dänemark.
Auch Microsoft kann den dänischen Plänen etwas abgewinnen, wundert sich aber über den Titel. Und auch unsere Reporterin Anna Kohn hält es für problematisch, von einem Botschafter zu sprechen. Weil so Konzerne mit Nationen gleichgesetzt werden und so der Eindruck entstehen könnte, dass Geld das wichtigste ist.
Klar ist aber auch: Große Tech-Konzerne haben Einfluss und es ist auch naheliegend mit ihnen zu verhandeln - allerdings nicht unter dem Label diplomatischer Beziehungen, sagt Anna Kohn. Im Netz werden aber auch einige Vorteile des dänischen Plans diskutiert. Der Tenor: Eine zweite Botschaft neben dem Sitz in Washington - das könnte nützlich werden, wenn die Beziehungen zwischen den USA und der Europäischen Union weiter angespannt bleiben.