Wie Darm und Hirn genau zusammenspielen ist in der Forschung bisher ungeklärt. Bekannt ist aber, dass die Nervensysteme der beiden Organe in direkter Verbindung zueinander stehen.

Wenn wir aufgeregt sind, können wir ein Drücken in der Magengrube spüren, wenn wir verliebt sind, vielleicht ein Kribbeln: Das sprichwörtliche Bauchgefühl ist in vielen Situationen tatsächlich spürbar. Das liegt daran, dass unser Darm in direkter Verbindung zu unserem Gehirn steht. Diese Verbindung wird als Darm-Hirn-Achse bezeichnet.

"Der Darm besitzt ein eigenes Nervensystem, das mit dem Gehirn verbunden ist. Die Art und Weise wie dieses Darmsystem funktioniert, wirkt sich auch auf unser Gehirn aus."
Henning Beck, Neurowissenschaftler

Neben der Verbindung zum Gehirn besitzt der Darm auch ein eigenes Nervensystem, dessen Mechanismen sich wiederum auf das Gehirn auswirken. Doch wie genau das passiert, ist derzeit noch Gegenstand der Forschung. Wichtig ist dabei: Im menschlichen Körper gibt es drei große Nervensysteme.

  • Das zentrale Nervensystem besteht aus Gehirn und Rückenmark.
  • Das periphere Nervensystem umfasst die Teile die außerhalb von Gehirn und Rückenmark liegen, also beispielsweise die Nervenfasern, die Kopf, Arme und Beine mit dem Gehirn verbinden.
  • Das Nervensystem des Darms.

Letzteres ist ebenso komplex wie das Rückenmark, erklärt Neurowissenschaftler Henning Beck. Es handelt sich dabei um ein eigenes Nervengeflecht nur im Verdauungstrakt. Es kontrolliert etwa, welche Verdauungssäfte ausgeschüttet werden.

Außerdem reguliert es auch die rhythmischen Darmbewegungen. Einige werden es schon mal beobachtet haben: Liegen wir beispielsweise ruhig auf dem Bett, können wir unseren Magen glucksen hören – das tut er alle sieben Sekunden.

Neue Erkenntnisse dank vibrierender Kapsel

Für die Forschung sind die genauen Mechanismen und Auswirkungen dieser Verbindung noch ungeklärt. Forschende in den USA haben in einer Studie die Darm-Hirn-Achse genauer untersucht.

Dafür sollten die Proband*innen eine vibrierende Kapsel schlucken und während des Experiments darauf achten, wo sie die Vibration spüren können. Gleichzeitig wurde die Hirnaktivität gemessen: Zum ersten Mal konnten Forschende nachvollziehen, mit welchen Hirnregionen wir unseren Darm spüren.

"Die Studie zeigt, dass die Verbindung zwischen Darm und Hirn sehr eindrücklich ist."
Henning Beck, Neurowissenschaftler

Die Verbindung von Darm und Hirn ist zwar schon länger bekannt, doch die Studie zeigt, wie deutlich diese Verbindung ist und wie stark die Mechanismen der beide Organe sich aufeinander auswirken.

Das kann in Zukunft vor allem bei der Heilung von verschiedenen Krankheiten eine Rolle spielen. Es ist schon länger bekannt, dass durch die Darm-Hirn-Achse auch Krankheiten vom Darm ins Gehirn wandern können. Die Vermutung ist, dass dies etwa bei BSE passiert. Noch zu erforschen gilt, inwiefern auch alles, was wir unserem Darm zuführen sich auch im Gehirn auswirkt.

Shownotes
Hirnforschung
Darm-Hirn-Achse: Der Darm denkt mit
vom 17. Juni 2023
Moderatorin: 
Jenni Gärtner
Gesprächspartner: 
Henning Beck, Neurowissenschaftler