In den Arm nehmen, streicheln. Wir tun es, um uns gegenseitig zu trösten oder die Angst zu nehmen. Auch manche Tierarten haben ein ganz ähnliches Verhalten.

Lange Zeit hatten Forscher angenommen, Tiere wären zu empathischen Empfindungen wie Trösten nicht in der Lage. In letzter Zeit hat in der Wissenschaft aber ein Umdenken stattgefunden: Es wurde beobachtet, dass einige Tierarten sich durchaus gegenseitig trösten. Wichtig dabei: Der Getröstete empfindet das als wohltuend.

"Ein Elefant streichelt einen anderen Elefanten mit dem Rüssel oder steckt ihm den Rüssel sogar ins Maul und gibt zirpende Laute von sich."
Mario Ludwig, Biologe

Junge Bonobos sind Zwergschimpansen aus Zentralafrika. 98,7 Prozent unseres Erbgutes stimmt mit ihrem überein. Forscher haben beobachtet, dass ein Affenkind, wenn es etwas Unangenehmes erlebt hatte, von einem anderen Affenkind zärtlich in den Arm genommen und gestreichelt wird.

Zwei Orangutans umarmen sich.
© Imago | Mint Images

Wenn zwei Kolkraben-Männchen eine Auseinandersetzung hatten, wird der Verlierer von einem dritten Kolkraben getröstet. Der Tröster nähert sich dem Verlierer und schnäbelt mit ihm oder bietet Futter an. Bei den Tröstern handelt es sich meistens um Tiere, die mit dem Verlierer zusammen aufgewachsen sind. Es funktioniert aber auch andersrum: Oft wenden sich die Verlierer an Dritte und erbitten Trost. 

Hormongesteuerter Trost 

Die Präriewühlmaus ist eine kleine Wühlmausart in Nordamerika. Wissenschaftler haben Präriewühlmäuse, die vorher zusammengelebt hatten, getrennt und hat einem dieser getrennten Exemplare leichte Elektroschocks versetzt. 

Anschließend hat man die beiden Mäuse wieder zusammengesetzt: Die geschockte Wühlmaus wurde sofort von ihrem Partner durch Ablecken und Fellpflege getröstet. 

Das Kuschelhormon Oxytocin ist verantwortlich

Oxytocin ist ein Hormon, das bei vielen Tieren und auch beim Menschen für das Bindungsverhalten verantwortlich ist. Dieses Hormon ist Grund dafür, dass sich Tiere einer bestimmten Tierart untereinander Trost spenden. 

Kein Trost ohne Oxytocin

Bei Präriewühlmäusen wurde das mit einem Experiment nachgewiesen. Man hat einfach bei den Wühlmäusen den Rezeptor für das Hormon Oxytocin im Gehirn, blockiert und schon fanden keine Tröstungen mehr statt.

Shownotes
Das Tiergespräch
Tiere, die sich streicheln
vom 12. Juli 2017
Moderatorin: 
Steffi Orbach
Gesprächspartner: 
Mario Ludwig, Biologe