Die Stones spielen an der Mauer - zwar im Westen, aber so, dass die Ost-Jugend voll auf ihre Kosten kommt. Scharenweise kamen die DDR-Jugendlichen - doch dann stellte sich alles als Scherz mit fatalen Folgen heraus.
Die Stones spielen in Westberlin, nahe der Mauer, auf dem Dach des Axel-Springer-Hochhauses - am 7. Oktober 1969 zum 20. Jahrestag der DDR! Dieses Gerücht setzte der Rias-Moderator Kai Blömer in die Welt. Als Scherz. Ihm schien diese Idee so abwegig, dass er nicht geglaubt hatte, die Jugendlichen könnten den Scherz ernst nehmen. Doch sie taten es. Auch ein nachträgliches Dementi konnte die Stones-Fans nicht mehr aufhalten. Die DDR-Jugendlichen pilgerten an diesem Tag Richtung Mauer, Berlin-Mitte.
"Die Stones waren eigentlich für mich schon immer Teil meines Lebens gewesen. Die Musik hat mich einfach fasziniert. Ich bin heute noch Stones-Fan. Wir waren damals fest davon überzeugt, dass sie spielen."
Bereits gegen 12 Uhr Mittag standen 80 bis 100 Jugendliche gegenüber dem Springerhaus. Wenige Stunden später zählte die Staatssicherheit weitere Hunderte. Die Stasi notiert: Viele "Gammler" sind unter den Jugendlichen - unangepasste Halbwüchsige, die nicht in der FDJ organisiert sind. Und es kamen immer mehr, bis die Volkspolizei die Leipziger Straße absperren musste, um den weiteren Zustrom von Menschen zu unterbinden.
Ruf nach Freiheit
Die abgedrängten Jugendlichen wichen zum Alexanderplatz aus und skandierten "Freiheit". Darauf folgten Verhaftungen, Inhaftierungen von mehreren Jahren, Zwangsarbeit.
"Die Rolling-Stones-Musik passt viel besser zu dem Protest als die Beatles-Musik."
Die drei Zeitzeugen Eckart Mann, Udo Gebhardt und Günter Kalies erzählen, welche Bedeutung dieses vermeintliche Stones-Konzert für sie hatte, wie leidenschaftlich gerne sie als 16- oder 17-Jährige Musik gehört haben und wie sich ihr Leben nach dem 7. Oktober 1969 verändert hat.
"Es gab schon Möglichkeiten, bestimmte Sender zu empfangen. Rias-Berlin haben wir über Mittelwelle bekommen. Radio Luxemburg über Kurzwelle. Das waren dann furchtbare Aufnahmen, wenn man das alles mitgeschnitten hat."
Die Veranstaltung "Rock und Revolution. DDR-Subkultur, die Rolling Stones und die Stasi" hat am 27. September 2014 in der Stasiunterlagenbehörde in Berlin stattgefunden.
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