Deeskalation ist das Schlagwort, mit dem die Polizei schwierige Situationen auflösen möchte. Dazu gehören die Kommunikationsteams, die Gewalt im besten Fall wegquatschen. Unsere Reporterin Anna Neifer hat die Berliner Polizisten bei einem Training besucht.
Mittwochmorgen in der Polizei Akademie Berlin. Die fünf Polizisten proben hier für den Einsatz. Sie gehören zum Kommunikationsteam, das auf Demonstrationen als Vermittler eingesetzt wird. Das Team macht vor allem eins: Sie reden mit den Demonstranten. Das sind heute etwa 15 Auszubildende der Polizei, die für Thomas Bruchmann und seine Kollegen mit Plakaten und Schlachtrufen Demonstranten spielen.
Das Kommunikationsteam ist Teil der Polizeitaktik
Wenn das Team zum Einsatz kommt, gehen die Beamten auf die Demonstranten zu, suchen das Gespräch, versuchen zu vermitteln. Nach der Simulation der Demo zu Beginn des Seminars folgt nun die Nachbesprechung. Mit einer Videoaufzeichnung analysieren die Trainer mit den Teilnehmern was gut oder was schlecht lief.
Was hier friedlich abgeht, sieht tatsächlich oft anders aus, erzählt Verhaltenstrainer Thorsten Niemann.
"Da flogen schon Steine, da wurden Polizisten verletzt, Demonstranten verletzt.."
Beleidigungen gehören mit zum Alltag der Polizisten. Verhaltenstrainer Thorsten Wunderlich zeigt, wie sie professionell Grenzen setzen. Wenn das nicht hilft, folgen klare Ansagen:
"Jetzt ist Schluss! Hören sie auf damit."
Wenn keine Gespräche mehr möglich sind und sich zum Beispiel eine Massendynamik zu entwickeln droht, dann muss er anders durchgreifen und beispielsweise den Einsatz von Tränengas androhen oder sich und seine Leute sogar zurückziehen.
"Manchmal merkt man das wie bei Alfred Hitchcock in 'Die Vögel'. Es kommt so eine komische Stille."
Die Bilder vom G20-Gipfel in Hamburg sind noch präsent. Es geht um Polizeigewalt, die von den verantwortlichen Politikern zunächst ausgeblendet wurde. Das Vertrauen in Polizei und Politik ist seitdem angeschlagen.
Niemann und seine Kollegen von den Kommunikationsteams können einen Beitrag dazu leisten, dass Demonstranten wieder ein anderes Bild der Polizei bekommen. Eines, bei dem auch der Mensch unter der Uniform sichtbar wird.
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