Diana Kinnert ist CDU-Mitglied. Die 28-Jährige äußert nicht erst nach dem schlechten Abschneiden bei der Europawahl viel Kritik an der Partei - sie sieht aber auch Chancen, wie die CDU wieder bei jungen Wählern punkten kann.
Wenn am Sonntag bei der Europawahl (26.5.2019) nur Unter-30-Jährige gewählt hätten, wäre die CDU in Deutschland gerade einmal auf 13 Prozent gekommen. Die Europawahl hat klar gezeigt, dass die großen Volksparteien CDU und SPD verlieren - die Gewinner sind die Grünen. Hier hat vor allem das Thema Klimawandel viele Menschen mobilisiert.
CDU kümmert sich zu wenig um Klimafragen
Diana Kinnert glaubt, dass die CDU dieses Thema nicht ernsthaft genug angegangen ist und deshalb bei der Wahl von Jüngeren - und insgesamt - abgestraft wurde. Das beschreibt sie ausführlich in ihrem Blog.
"Nichts bedroht die Freiheit und den sozialen Frieden auf dem gesamten Planeten so sehr wie unsere Passivität im Umgang mit den Klimaherausforderungen. Nicht das Handeln, das Unterlassen ist reaktionär."
Diana Kinnert glaubt nicht, dass Youtuber wie Rezo maßgeblichen Einfluss auf die Wahlergebnisse hatten. Vielmehr würden sie das Gefühl der Generation spiegeln, abgehängt zu sein.
CDU: Zu wenig Zukunftsthemen
Ein Problem sei die Alterstruktur der CDU-Mitglieder, so Diana Kinnert. Dass die Sensibilität gegenüber Zukunftsthemen nicht genügend vorhanden sei, liege schlicht daran, dass die Mehrheit der Mitglieder aus dem ländlichen Raum komme und das Durchschnittsalter bei 60 Jahren liege.
Das Thema Klimapolitik gibt Diana Kinnert angesichts erstarkter Grüner aber nicht aus der Hand. Sie glaubt, dass Klimapolitik mit der CDU gut zu machen sei. Sie erläutert: es gehe ja nicht nur um Erderwärmung, sondern auch um Biodiversität, Artenvielfalt, Landwirtschaft oder Ressourcenschonung.
"Eigentlich sollte das Interesse der CDU am Thema Klima groß sein. Das passt eigentlich zum christlichen Ur-Wert von Bewahrung der Schöpfung."
Eine Schwierigkeit der CDU sieht Diana Kinnert in dem Punkt, dass sich die Partei mit Altindustrien schwert tut, an denen Arbeitsplätze hängen. "Ein Fehler ist, glaube ich, die zu beschwichtigen und denen Zeit zu lassen", sagt sie.
"Ich glaube je schneller man nachhaltige Technologie ins Spiel bringt und Altindustrien die Möglichkeit gibt, sich neuen Märkten gegenüber zu öffnen, desto besser wäre es."
Für Diana Kinnert ist es manchmal sehr frustrierend, CDU-Mitglied zu sein, sagt sie. "Ich bin seit zwölf Jahren Mitglied. Mir geht vieles zu langsam." In einem fünfteiligen Thread bei Twitter listet sie die Probleme der CDU mit Bezug auf die Ergebnisse der Europawahl pointiert auf und schließt mit den Worten: "Für eine CDU, die sich als bürgerliche Fortschrittspartei versteht, ist dieses Wahlergebnis (eine absolut selbstverschuldete) Katastrophe. Lernen wir daraus."
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