Als Graf Rudolf von Habsburg am 1. Oktober 1273 in Frankfurt von den deutschen Fürsten zum römisch-deutschen König gewählt wird, ahnt noch niemand, welche Folgen diese Entscheidung für die Mitte des Kontinents und das "Heilige Römische Reich" haben sollte.

Rudolf und die Habsburger galten bis dahin als eher kleine und unbedeutende Grafschaft, deren Territorium sich vor allem in der heutigen Schweiz und im Elsass befand. Aber genau das suchen die deutschen Fürsten im Herbst 1273, weil sie einen Fürsten an der Spitze des Heiligen Römischen Reichs wollten, der das so genannte Interregnum beendet und sich gleichzeitig gegen den mächtigen König von Böhmen, Ottokar, zur Wehr setzt.

Das Interregnum hatte nach dem Tod Konrads IV. aus dem Adelsgeschlecht der Staufer begonnen. Konrad hinterließ keinen Erben, so dass ein Streit um die Krone des römisch-deutschen Königs entbrannte. Nacheinander waren Wilhelm von Holland (1254-1256), Richard von Cromwell (1257-1272) und der Gegenkönig Alfons von Kastilien (1257-1275) auf dem Thron. Alfons hat niemals deutschen Boden betreten und die beiden anderen verfolgten eigene politische Ziele. Doch als 1272/73 die Königswürde neu vergeben werden muss, weigert sich Papst Gregor X. Alfons von Kastilien zu salben – weil der den geforderten Kreuzzug nicht unternehmen will.

Der Weg für die Habsburger ist frei

Damit ist der Weg für eine Neuwahl frei, zu der sich neben Rudolf von Habsburg noch der französische König Philipp III. und der König Böhmens, Ottokar II., stellen. Die deutschen Fürsten entscheiden sich nun für einen Fürsten aus ihren Reihen und gegen einen weiteren König, der ihre Interessen nicht an erster Stelle sieht.

Mit der Wahl Rudolfs von Habsburg, der bis 1291 herrscht, beginnt die Reihe der Habsburger auf dem Thron eines römisch-deutschen Königs oder Kaisers, die erst mit dem Siegeszug Napoleons und der Gründung des Rheinbunds 1806 endet. Mehr als fünf Jahrhunderte haben die Habsburger die Geschicke im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation gelenkt und damit dem europäischen Kontinent einen prägenden Stempel aufgedrückt. Begonnen hat alles in Frankfurt, am 1. Oktober 1273, mit der Wahl von Rudolf zum römisch-deutschen König.

Im Bild oben: Rudolf von Habsburg empfängt die Nachricht von seiner Wahl zum deutschen König. Digital restaurierte Reproduktion einer Vorlage aus dem 19. Jahrhundert.

Ihr hört in "Eine Stunde History":

  • Der Historiker und Mittelalter-Experte Michael Menzel beschreibt die Person und die Bedeutung Rudolfs von Habsburg.
  • Der Historiker Bernd Schneidmüller ordnet die Bedeutung der Habsburger in der europäischen Geschichte ein.
  • Eva Demmerle war lange Zeit Pressereferentin von Otto von Habsburg, dem ältesten Sohn des letzten Habsburgers auf dem Kaiserthron. Sie beschreibt Ottos Weg in die Europapolitik.
  • Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte Matthias von Hellfeld blickt zurück auf die Anfänge der Habsburger-Dynastie auf dem Thron eines römisch-deutschen Königs oder Kaisers.
  • Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Sandra Doedter beschreibt die Königswahl im Oktober 1273.
Shownotes
Gründung der Habsburger-Dynastie
1273: Rudolf I. wird römisch-deutscher König
vom 29. September 2023
Moderatorin: 
Steffi Orbach
Gesprächspartner: 
Matthias von Hellfeld, Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte
  • Der Mittelalter-Experte Michael Menzel über Rudolf von Habsburg
  • Der Historiker Bernd Schneidmüller über die Bedeutung der Habsburger-Dynastie
  • Eva Demmerle über Otto von Habsburg