Dass "fünf Trottel aus Kiel“, wie Leoniden-Sänger Jakob sich und seine Band selbst bezeichnet, es an die Spitze der Albumcharts geschafft haben, ist eine absolute Überraschung. Für Jakob ist es wie ein Traum – und ein Hoffnungsschimmer für die Musikindustrie.
Es ist dieses komische Gefühl von "Ich glaub, ich träume!", sagt Jakob. Aber es ist kein Traum: Die Leoniden haben es mit ihrem neuen Album "Complex Happenings Reduced To A Simple Design" auf den ersten Platz der Albumcharts geschafft. Die Überraschung steckt ihnen noch in den Knochen.
Albumcharts als Parallelwelt
"Wir machen alle schon so lange Musik. Leidenschaftlich!", sagt Jakob. Die Charts seien aber immer so eine Parallelwelt, in der entweder Mark Forster oder Rihanna ganz oben stehen. Und jetzt haben die Leoniden ihr verrücktestes Album von allen gemacht mit 21 total heterogenen Songs – und ausgerechnet das landet auf Platz 1, freut er sich – immer noch hörbar ungläubig.
"Das ist eine Medaille aus einer Welt, aus der ich eigentlich nicht dachte, viel zu brauchen."
Aber es fühlt sich cool an, sagt der Leoniden-Sänger. Er macht ihre "krassen Fans" mitverantwortlich dafür, dass die kleine Band das geschafft hat: "Ich bin einfach so krass dankbar!" Nicht dankbar dafür, dass sie auf Platz 1 sind, weil er traurig wäre, wenn es nur Platz 2 wäre, betont er, sondern dankbar, dass das trotz ihrer Voraussetzungen überhaupt möglich war.
"Das ist auch eine Form von Hoffnungsschimmer, dass die verkalkte deutsche Musikindustrie vielleicht doch noch nicht ganz hinüber ist."
Und da geht es ihm nicht um die Leoniden im Speziellen, erklärt Jakob, sondern um kleine Bands, Gitarrenmusik und Indie generell. Denn eigentlich seien diese Chartplätze irgendwie reserviert – und zwar nicht für "fünf Trottel aus Kiel", die ihr Album selber schreiben und dabei auch mal ganz schön abspacken.
Mit dem aktuellen Album hat die Band sich auf der Suche nach sich selbst so weit fortbewegt wie noch nie, so der Leoniden-Frontmann. Tatsächlich hat ihnen die Pandemie – diese konzertfreie Phase – dabei in die Hände gespielt, weil sie zwangsweise mehr Zeit mit sich brachte, als sie je für ein Album hatten, sagt Jakob.
"Wir haben uns mit dem Album final frei gespielt, was dieses Indie-Genre-Korsett angeht."
Im Grünstreifen-Interview erzählt Jakob Amr außerdem von der musikalischen Sozialisation der Leoniden und von Punk. Er spricht über die politische Einstellung der Band und darüber, was Politik mit ihrer Musik und ihrem Erfolg zu tun hat. Unter anderem. Für das ganze Gespräch klickt oben auf Play.