Wie sich ein Digital Detox anfühlt, haben wir vor kurzem - zumindest teilweise - beim Serverausfall von WhatsApp und Co. unfreiwillig gemerkt. In dieser Ab 21 finden wir heraus, wie wir unsere Zeit in sozialen Netzwerken sinnvoll nutzen und ob wir sie dafür unbedingt löschen müssen.

Wenn ich jetzt nicht gerade durch Instagram oder TikTok scrolle, verpasse ich dann vielleicht DEN neuen Trend, über den gerade alle sprechen? Kann ich dann überhaupt noch mitreden? Diese Gedanken bringen Christian aus Köln immer wieder zurück in die sozialen Netzwerke - obwohl er sie auf dem Smartphone schon oft gelöscht hat.

"Ich bin immer froh, wenn ich die Apps gelöscht habe. Ich bin nur ein bisschen traurig, dass ich es dann meistens nicht ganz durchziehe."
Christian über seine Auszeit in sozialen Netzwerken

Sein Problem mit Social Media beschreibt Christian mit 4 Buchstaben: Fomo. Fear of missing out, also die Angst etwas zu verpassen, sei auch mit installierten Netzwerken präsent. Wenn Leute eben gerade im Urlaub sind, feiern oder schöne Dinge machen - in diesen Momenten hat Christian bei sich bemerkt, dass er ein bisschen unzufrieden wurde, weil er das dann eben auch machen wollte.

Kalter Social-Entzug

Neurowissenschaftlerin und Professorin für Medienpsychologie Maren Urner beschäftigt sich schon lange mit den Auswirkungen von Social Media auf das Gehirn und sagt, es gebe tatsächlich Menschen, bei denen der kalte Entzug die einzige Möglichkeit sei, weil bei ihnen ein richtiges Suchtverhalten entstanden sei.

Bei den meisten helfe es in der Regel aber auch schon, sich bewusst zu machen und zu reflektieren, wie sie mit Social Media umgehen. Es gelte, sich ehrlich selbst zu fragen: Was konsumier ich da eigentlich und was möchte ich von sozialen Netzwerken überhaupt? Wie kann ich meine Gewohnheiten ändern?

Maren Urner
© Fotografin: Lea Franke
Maren Urner
"Wir sollten uns immer fragen: Wie lässt mich das, was ich mir da angucke, am Ende des Tages zurück und wie verändert es meinen Blick auf die Welt. Danach können wir auch selektieren, wem wir folgen."
Maren Urner über die Bedeutung vom Selektieren

Fakten zum Social Media Detox

  • Eine repräsentative Befragung im Auftrag des Digitalverbands Bitkom hat 2020 herausgefunden, dass circa jeder zehnte sich schon vorgenommen hat, zeitweise bewusst auf digitale Medien zu verzichten. Das durchzuziehen scheint aber nicht so leicht: So sagt fast jeder Vierte (24 Prozent), es mit dem Digital Detox schon einmal versucht, dies jedoch nicht durchgehalten zu haben.
  • Fast fünfeinhalb Stunden verbringen User in Deutschland im Schnitt und pro Tag im Internet. Davon entfallen durchschnittlich allein 1,5 Stunden auf die Nutzung von sozialen Medien. Das geht aus einer diesjährigen global angelegten Studie von Hootsuite und We Are Social hervor.
  • Die gleiche Studie nennt bei den Social Media Usern einen großen Zuwachs. Die mittlerweile 66 Millionen NutzerInnen zeigen, dass fast 80 % der Menschen in Deutschland soziale Medien nutzen.

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Shownotes
Digital Detox
Wie wir besser mit Social Media leben
vom 11. Oktober 2021
Moderation: 
Tom Westerholt
Gesprächspartner: 
Christian, geht immer mal wieder in den Digital Detox
Gesprächspartnerin: 
Maren Urner, Professorin für Medienpsychologie