Der Handel mit Kryptowährung hat sich schon länger etabliert, aber mit Bitcoins und Co. in Geschäften zahlen: Fehlanzeige. Eine private Initiative möchte das ändern und Mannheim zur ersten "Kryptostadt Deutschlands" machen.

Ob Einzelhandel, Gastronomie oder Freizeiteinrichtungen – der Umgang mit Kryptowährungen soll in Mannheim selbstverständlicher werden: Die Initiative "Kryptostadt" möchte dafür sorgen, dass an 30 Orten in Mannheim mit Kryptowährungen gezahlt werden kann. Möglich werden soll das mit einer App, das Ganze soll im Sommer starten.

Bargeld und Krypto: Zahlungen sind diskret

Der Vorteil von Kryptowährungen liegt vor allem in der Anonymität und Diskretion bei der Anwendung. Ähnlich wie Bargeld und anders als bei Kartenzahlungen hinterlassen Kryptozahlungen keine offenen Verbindungen zu einer Person. Auf der anderen Seite sind die Kurse von Kryptowährungen ziemlich schwankungsanfällig.

"Es ist vor allem die Diskretion. Kryptozahlungen sind wie Bargeld. Es gibt keine offenen Verbindungen zu deiner Person, während Kartenzahlungen Spuren hinterlassen."
Andreas Noll, Deutschlandfunk-Nova-Reporter

Das System eignet sich auch für Menschen ohne eigenes Bankkonto: In El Salvador hat Staatspräsident Nayib Bukele, ein großer Kryptofan, dafür gesorgt, dass Steuereinnahmen in Bitcoins angelegt werden. Und für die Bevölkerung gibt es mit der Chivo-Wallet eine digitale Geldbörse, die vor allem für Menschen gedacht ist, die mit Bargeld zahlen und kein Bankkonto haben.

El Salvador: digitale Geldbörse, staatlich unterstützt

Zum Start der digitalen Geldbörse gab es für die Bürger*innen El Salvadors 30 US-Dollar in die Wallet. Einer repräsentativen Umfrage zufolge hat gut die Hälfte der Bevölkerung die App installiert – das aber wohl vor allem, um an das Begrüßungsgeld zu bekommen. Nur rund fünf Prozent der Bevölkerung nutzt das System auch im täglichen Leben.

Auch die Schweiz investiert im Kryptobereich

Im Schweizer Kanton Zug siedelten sich ab 2013 die ersten Kryptofirmen an. Inzwischen ist ihre Zahl auf über 1.000 Unternehmen mit mehr als 5.000 Mitarbeitenden angewachsen – daher auch der Name "Crypto Valley". Unterstützt von den Schweizer Behörden, unter anderem bei der Regulierung, haben die ersten Kryptobanken vor fünf Jahren eine Banklizenz erhalten.

Die Menschen zahlen dort im Supermarkt zwar nicht mit Bitcoins, sondern mit Franken. Doch trotzdem spielen Kryptos im Kanton eine größere Rolle als anderswo. So können etwa städtische Gebühren am Schalter der Einwohnerkontrolle mit Bitcoins gezahlt werden. Auch gibt es für die Einwohner eine digitale Identität per App, hinter der eine Ethereum-Blockchain steht.

"Die Menschen werden sich fragen: Warum so eine App installieren, wenn ich mit meinem Handy und den etablierten Pay-Apps auch ganz normal drahtlos bezahlen kann?"
Andreas Noll, Deutschlandfunk-Nova-Reporter

Den ganz großen Bitcoin-Durchbruch im Alltag gibt es zwar noch nicht in der Schweiz, dennoch ist man hier schon etwas weiter als beim Mannheimer Projekt.

Wenn dort ab Sommer in Supermärkten mit Kryptowährung gezahlt werden kann, dürften sich die meisten Menschen dennoch fragen, warum sie dafür extra eine App installieren sollen. Sie können ja bereits mit etablierten Pay-Apps bargeldlos zahlen, meint Deutschlandfunk-Nova-Reporter Andreas Noll.

Shownotes
Digitales Bezahlen
Mannheim soll Kryptostadt werden
vom 26. April 2024
Moderator: 
Markus Dichmann
Gesprächspartner: 
Andreas Noll, Deutschlandfunk Nova