Einfach dranbleiben, durchziehen. Darauf kommt es bei Disziplin doch an. Nicht ganz: Denn Disziplin können wir lernen. Und dann ist da noch die Herzenswahrheit, die eine wesentliche Rolle dabei spielt, ob wir an unserem Ziel dranbleiben oder nicht.
Es ist der Moment auf der Bühne, für den Novéle brennt. "Man muss es einfach lieben, auf der Bühne zu stehen und dich präsentieren und zeigen, was du dir über Monat erarbeitet hast." Novéle ist Amateur-Bodybuilderin. Ihr Ziel ist es, als Profi eingestuft zu werden.
Dafür ackert die 22-Jährige inzwischen seit zwei Jahren. Sport war immer Teil ihres Lebens, erzählt sie. Momentan trainiert sie fünf, manchmal sechs Mal die Woche. Sie mag ihr Training lieber als die Regeneration: "Das ist eigentlich die wichtigste Zeit, weil da die Muskeln wachsen."
Disziplin geht mit starkem Ziel und Geduld einher
"An Bodybuilding", sagt Novéle, "fasziniert mich, was man durch Ernährung und Sport aus sich heraus zaubern kann." Dafür muss sie nicht nur sehr regelmäßig trainieren, sondern auch ihre Ernährung und ihre Supplements genau im Blick haben.
Damit ihr Körper alle Nährstoffe hat, um die Leistung erbringen zu können, lässt Novéle regelmäßig Blut abnehmen. Ein Coach hilft ihr dann, den Essensplan entsprechend anzupassen. All das zahlt Novéle selbst. "Mit Bodybuilding kann man kein Geld verdienen", sagt sie. Doch sie brennt so sehr dafür, dass es sich für sie lohnt. Ihre Familie unterstützt Novéle, erzählt sie. Sie seien bei jedem Wettkampf dabei und jubeln.
"Ich bin noch kein Profi, aber ich will mich wie einer verhalten, weil ich die Profiebene erreichen möchte."
Disziplin ist etwas, was ich eigentlich immer in meinem Leben und im Sport gehabt habe, sagt Novéle über sich. Markus Raab ist Leiter der Abteilung Leistungspsychologie an der Sporthochschule Köln. Um besser zu verstehen, was hinter Disziplin steckt, verwendet er lieber das Wort Leistungsmotivation.
Disziplin ist Sache des Mindsets
Wie stark die Leistungsmotivation ausgeprägt ist, hängt mit der Persönlichkeit eines Menschen zusammen, sagt Markus Raab. Persönlichkeitsfaktoren werden vom Umfeld, also unserer Sozialisierung, und von unseren Genen beeinflusst. Nicht zu unterschätzen ist laut Markus Raab, dass wir Menschen unsere Denkmuster, Überzeugungen und Gewohnheiten verändern können. Mit anderen Worten: Wir haben es durchaus in der Hand, wie diszipliniert wir sind.
"Wir wissen, wenn wir in der Sportpsychologie zum Beispiel mit Athlet*innen trainieren, das wird deren Leistungsmotivation oder auch, wie sie Dinge angehen, verändern können."
Novéle hat eindeutig etwas, das sie antreibt. Zum einen will sie als Profi-Bodybuilderin eingestuft werden. Zum anderen will sie immer wieder die Erfahrung machen, auf der Bühnen zu stehen und sich als Bodybuilderin zu präsentieren. Schwere Tage hat Novéle aber durchaus. Doch dann denkt sie sich: Nee, ich habe ja ein Ziel, und dafür bin ich bereit, hart zu arbeiten.
"Wenn ich in einem Zwiespalt zwischen Entspannung und Disziplin stecke, gewinnt meistens schon die Disziplin. Dann wird einfach durchgezogen."
Das können wir tun, um disziplinierter zu werden
Michail Kokkoris ist Verhaltenswissenschaftler an der Vrije Universiteit Amsterdam. Er weiß, wie Menschen Disziplin aufbauen können, bei denen "einfach durchziehen" nicht klappt. Er sagt: "Je öfter man die Strategien für Selbstdisziplin übt, desto disziplinierter wird man."
Strategien für Selbstdisziplin:
- Vermeidungsstrategie: Direkt nach Arbeit zum Sport gehen, um gar nicht erst aufs Sofa fallen zu können
- Bewusst aufschieben oder planen: Das Training für eine bestimmte Zeit am Wochenende einplanen oder einen Kurs buchen
- Zielsetzung und/oder Perspektivenwechsel: Vokabeln lernen ist nicht mehr ätzend, wenn wir wissen, dass wir die Sprache im langersehnten Sommerurlaub einsetzen können
Disziplin ist in unserer Gesellschaft stark an Produktivität gekoppelt, sagt Michail Kokkoris. Dabei erreichen Menschen ihre Ziele erfolgreicher, wenn die Disziplin eine gesunde Balance hat. Daher rät der Verhaltenswissenschaftler ausdrücklich zu Cheatdays und dazu, Scheitern, Fehler und Rückschritte einzukalkulieren.
"Diese Alles-oder-nichts-Einstellung ist kein gutes Rezept für Erfolg."
Wir können an unserer Disziplin also arbeiten, indem wir uns ein Ziel setzen, das wir erreichen wollen, Strategien anwenden, um es leichter zu erreichen. Bestenfalls finden wir bei all dem eine gesunde Balance. Doch das Allerwichtigste ist, sagt Michail Kokkoris, dass das Ziel, das wir uns gesteckt haben, zu uns als Individuum passt. "Die Forschung zeigt: Menschen, deren Ziele im Einklang mit ihrem Herzen sind, kommen schneller voran."
Hinweis: Bei dem verwendeten Bild handelt es sich um ein Symbolbild.
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