Dem Heißhunger auf Süßes widerstehen oder bei eurem Lieblings-Reizwort nicht gleich ausrasten, nennt man Impulskontrolle. Die lässt sich sogar trainieren.
Impulskontrolle bedeutet, nicht gleich auszurasten, wenn wir etwas hören oder sehen, das uns ärgert, aufregt oder Gefühle wie Wut in uns hochsteigen lässt. Es bedeutet unsere Emotionen zurückhalten, erklärt Neurowissenschaftler Henning Beck.
Es gibt aber noch eine andere Art der Impulskontrolle: Wenn wir uns auf die Arbeit oder eine andere Sache konzentrieren und uns beispielsweise nicht von irgendwelchen Push-Nachrichten auf unserem Handy ablenken lassen, dann ist das eine kognitive Impulskontrolle, sagt Henning Beck.
Wo Impulse im Hirn kontrolliert werden
Ein Forschungsteam vom Max-Planck-Institut in Leipzig hat untersucht, was im Gehirn bei einer Impulskontrolle passiert und ob die unterschiedlichen Arten auch mit unterschiedlichen Hirnarealen zusammenhängen. Die Studie ist im Journal of Neuroscience erschienen.
Demnach scheint die vordere Hirnregion hinter der Stirn, die wie eine Art Kontrollnetzwerk funktioniert und für kognitive Aufgaben zuständig ist, bei der kognitive Impulskontrolle zu reagieren. Die emotionalen Impulse dagegen werden in Hirnregionen in den hinteren Bereichen kontrolliert, erklärt der Neurowissenschaftler.
Diese Impulskontrolle ist uns nicht angeboren, sondern lässt sich erst ab einem Alter von drei bis vier Jahren trainieren, wenn die entsprechenden Hirnareale auch ausgereift sind. Getestet haben die Forschenden das mit kleinen Kindern und Süßigkeiten. Den Kindern wurden mehr Süßigkeiten versprochen, wenn sie länger Abwarten könnten. "Das ist ein klassisches emotionales Triggerexperiment", sagt Henning Beck.
Impulse besser im Griff haben
Älteren Kindern gelingt diese Impulskontrolle besser. Das beweist, dass das Gehirn sich entwickelt und trainieren lässt. Das klappt auch noch im späteren Alter, sagt Henning Beck, denn das Gehirn ist kein statischer Rechner. Je nachdem, wie sehr wir unseren Impulsen nachgeben oder ihnen bewusst widerstehen und uns diesen Situationen aussetzen, könne das dazu führen, dass wir uns besser im Griff haben, meint der Neurowissenschaftler.
"Je nachdem, wie sehr wir unseren Impulsen nachgeben oder ihnen bewusst widerstehen, kann das dazu führen, dass wir uns besser im Griff haben."
Um Impulse gut kontrollieren können, sollten wir mit Zeitverzögerungen arbeiten, rät Henning Beck. Denn Impulse lenken immer dann unser Denken, wenn wir ihnen zu schnell nachgeben. Deshalb sei ein wichtiges Instrument bei der Impulskontrolle, eine Verzögerung einzubauen: noch mal tief durchatmen oder die Augen schließen, "um die Übersprungshandlung nicht ins Gehirn kommen zu lassen", sagt Henning Beck.