Kleine Spielzeugdrohnen sind nicht ohne. Die Zahl der Fälle, in denen Drohnen Passagierflugzeugen gefährlich nahe gekommen sind, ist in den letzten Monaten deutlich gestiegen.

Stellt euch vor, ihr sitzt im Flugzeug. Der Pilot hat bereits den Landeanflug eingeleitet und dann - seht ihr aus dem Fenster auf einmal, wie eine Drohne immer näher kommt. Ein Szenario, das gar nicht so unrealistisch ist. Erst kürzlich ist ein Quadrokopter - also eine kleine, private Spielzeugdrohne - einem Lufthansa-Airbus beim Landeanflug auf den Flughafen von Los Angeles sehr nah gekommen: bis auf 60 Meter.

Gefährlicher Drohnen-Boom

Das war nicht der erste Vorfall dieser Art, berichtet Luftfahrtexperte Andreas Spaeth: "2014 sind in den USA 238 solcher Zwischenfälle gezählt worden - 2015 waren es allein bis August schon 650." Zwar dürfen sich in den USA im Umkreis von acht Kilometern eines Flughafens eigentlich keine Drohnen aufhalten, bestätigt der Luftfahrtexperte. Es komme jedoch trotzdem zu solchen Beinahe-Zusammenstößen, "weil viele Drohnenbesitzer gar nicht in der Lage sind, ihre Drohnen zu kontrollieren".

"In den Spielzeugdrohnen sehe ich die größte Gefahr - weil da einfach Wildwuchs herrscht."
Andreas Spaeth, Luftfahrtexperte

Angesichts dieser Zahlen ist es laut Andreas Spaeth nur noch eine Frage der Zeit, bis es wirklich einmal zu einem Zusammenstoß zwischen einer Drohne und einem Flugzeug kommt.

Da sich Drohnen in den letzten Jahren nicht nur in den USA rasend schnell ausgebreitet hätten - sowohl als Spielzeug als auch zum Beispiel als Träger für Kameras -, kommen die zuständigen Behörden laut Andreas Spaeth nicht nach, die Bestimmungen anzupassen, die sicherstellen, dass sogenannte Quadrokopter oder andere kleine Drohnen Passagierflugzeugen nicht zu nahe kommen.

"Es gibt die Möglichkeit, Drohnen so zu programmieren, dass Flughäfen per GPS automatisch gemieden werden."
Andreas Spaeth, Luftfahrtexperte

Noch wisse man nicht, welchen Schaden Drohnen anrichten können, wenn sie mit einem Passagierflugzeug zusammenprallen - solche Tests stehen laut Andreas Spaeth noch aus. Er nimmt jedoch an, dass eine solche Kollision durchaus gefährlich werden könnte, vor allem, wenn das Flugzeug an einer ungünstigen Stelle oder in einer kritischen Phase getroffen wird - eben etwa beim Landeanflug oder kurz nach dem Start.

Abhilfe durch Drohnen-Führerschein und Registrierung?

Nach Ansicht des Luftfahrtexperten sind daher dringend Maßnahmen nötig, um solche Zusammenstöße zu verhindern. So werde zum Beispiel der Vorschlag diskutiert, dass Drohnen nur mit einer entsprechenden Ausbildung geflogen werden dürfen und dass die Besitzer ihre Flugobjekte bei einer amtlichen Stelle registrieren lassen müssen. Im Fall von Spielzeugdrohnen dürfte eine lückenlose Registrierung allerdings schwer durchzusetzen sein, sagt Andreas Spaeth.

Shownotes
Luftfahrt
Private Drohnen gefährden Flugzeuge
vom 21. März 2016
Moderatorin: 
Sonja Meschkat
Gesprächspartner: 
Andreas Spaeth