Das Dschungelcamp von RTL ist längst nicht mehr nur ein TV-Format, sondern ein gesellschaftliches Ereignis. Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Anke van de Weyer erklärt, warum es so viele gucken und darüber reden.
Am kommenden Freitag (11. Januar 2019) startet die 13. Ausgabe von "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!". Das Format hat sich in den Jahren entwickelt – das muss man sagen - und auch unser Zuschauverhalten hat sich geändert.
Dschungelcamp-Gucken: Das geht durch alle Schichten
Zu Anfang haben die meisten höchstens ironisch geguckt, so Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Anke van de Weyer: "Vor allem die selbsternannte kulturelle Elite." Und auch wenn Anke einräumt, dass die totalen Snobs natürlich immer noch nicht gucken – das Dschungelcamp ist Kult geworden. Nicht nur bei jenen, die sich ohnehin viele Trash-Formate ansehen, sondern bei der breiten Masse – und das geht durch alle Schichten.
Zwar waren die letzten Jahre quotenmäßig etwas schwächer – da wurde die Sieben-Millionen-Marke nicht geknackt - aber trotzdem schaut immer noch jeder Vierte das Dschungelcamp. In der Kernzielgruppe der 14- bis 49-Jährigen ist es sogar fast jeder Zweite, sagt Anke van de Weyer.
"Das Dschungelcamp ist eigentlich schon ein gesellschaftliches Ereignis."
"In Zeiten, in denen Streaming immer größer wird und wir und im Prinzip alles zu jeder Zeit gucken können, schafft das Dschungelcamp eines der letzten großen Dinger im Fernsehen zu sein", so Anke weiter. Das merke man nicht nur daran, dass auf der Arbeit oder im Freundeskreis am nächsten Tag darüber diskutiert wird.
Wer regelmäßig bei Twitter ist, kennt den Hashtag #ibes – der für "Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!" steht. Dieser Hashtag war 2018 der am meisten genutzte Hashtag zu einer TV-Sendung – noch vor dem ESC.
Gründe für die Faszination Dschungelcamp
Laut einer Umfrage des Marktforschungsinstituts Yougov guckt ein Viertel des Dschungelcamp, um sich über die Kandidaten lustig zu machen. Befragt wurden knapp 1000 Menschen über 18 Jahren, die das Dschungelcamp schon einmal gesehen haben oder gucken wollen.
Offenbar soll es für viele möglichst unwürdig und möglichst peinlich sein, sagt Anke van de Weyer. Humilitainment sei hier das Stichwort. Je nach Jahr gucken zwischen 16 und 20 Prozent aber auch einfach, weil sie es gut finden. Weitere Gründe sind die Moderatoren oder um mit Freunden und Bekannten mitreden zu können.
Heldengeschichten binden das Publikum
Anke van de Weyer hat aber noch eine andere Vermutung. Sie glaubt, dass viele auch an den Heldenstorys, die das Dschungelcamp hervorbringt, interessiert sind. Die letzte große Heldengeschichte gab es 2016. Da zog Menderes Bagci ins Dschungelcamp ein. Das ist der Typ, der sich immer wieder bei DSDS beworben hatte.
Am Ende – so deutet es Anke van de Weyer – ist er Dschungelkönig geworden, weil er sich aus der Loser-Rolle immer weiter rausgekämpft hatte und so zum Publikumsliebling wurde.
"Heldengeschichten machen das Camp nochmal zusätzlich spannend, weil sie nicht so absehbar sind und sich aus der Gruppendynamik heraus entwickeln."
Vielleicht weil die letzten beiden Jahre eher mau waren, gibt es in diesem Jahr zum ersten Mal ein Preisgeld für den Gewinner der Show. 100.000 Euro kommen auf die vorher ausgehandelte Gage obendrauf. Für die Kandidaten soll das natürlich auch Anreiz sein, sich richtig ins Zeug zu legen.
Die Kandidatenliste hat zumindest in Punkto Sex zwei Entertainment-Garanten: Zum einen ist die 25 Jahre alte Sex-Podcasterin Leila Lowfire dabei – desweiteren macht der frühere Erotik-Star Sibylle Rauch mit.
Ähnliche Themen:
- Reality-Show Dschungelcamp | Ein Teflon-Panzer aus Selbstironie
- Fremdscham-TV | Die Lust an Peinlichkeit