Schnell und leicht im Zehnfingersystem auf der Tastatur tippen, ohne dabei den Blick vom Text auf dem Bildschirm zu lösen. Wär schon schön, oder? Wir erzählen euch, warum und wo es nützlich ist, mit zehn Fingern schreiben zu können und wie ihr es am besten lernen könnt.
Schafft ihr das? Am Laptop einen Text tippen und dabei die Buchstaben mit den Fingern auch dann treffen, wenn ihr zwischendurch mal nicht auf die Tastatur schaut? Auch wenn es noch unsicher und langsam ist: Wenn das klappt, ist das schon mal ein sehr guter Anfang.
Kostenlos im Netz lernen
Lernen lässt sich das Zehnfingerschreiben zum Beispiel auf vielen verschiedenen Webseiten – und das sogar kostenlos. Dabei starrt ihr auf den Bildschirm und gebt die angezeigten Buchstabenreihen nacheinander ein. Deutschlandfunk Nova-Reporterin Monika Ahrens hat diese Übung allerdings relativ schnell gelangweilt.
Für manche ist das Online-Lernen sinnvoll, für andere weniger, sagt die VHS-Lehrerin Jutta Diekschulte. Sie bringt das Tastschreiben, wie das Tippen im Zehnfingersystem auch heißt, Menschen aller Berufs- und Altersgruppen im Münsterland bei.
Verschiedene Lerntypen
Die einen seien sehr ehrgeizig und diszipliniert, da können Online-Tutorials eine Option sein. Für andere seien die webbasierten Schreiblernprogramm aber eher weniger hilfreich – denn man könne sie jederzeit beenden und sich sagen: Ach, das mach ich dann vielleicht irgendwann mal wieder. Das ist wie beim Sprachenlernen online. Für alle, die zum Üben einen Push von außen brauchen, ist also ein Kurs besser.
"Gebrauchen kann das Tastschreiben eigentlich jeder."
Viele lernen das Zehn-Finger-Tippen schon während der Schulzeit. Jutta Diekschulte gibt regelmäßig Unterricht für Kinder. Studierende sind dagegen eher selten in ihren Kursen, sagt sie. Wenn, dann zum Beispiel deshalb, weil sie ihre Masterarbeit schneller schreiben können wollen.
Oft sind bei ihr aber einfach Menschen, die das Zehnfingersystem für die Arbeit brauchen, zum Beispiel, weil sie einen neuen Job anfangen. Das kann zum Beispiel eine Zahnarzthelferin sein, die vielleicht früher vor allem am Behandlungsstuhl assistiert hat und jetzt aber mehr am Empfang tätig ist und dort schneller schreiben muss.
Schnell schreiben als Einstellungsvoraussetzung
Für manche Berufe ist das Beherrschen der Tastatur sogar eine Einstellungsvoraussetzung – zum Beispiel bei der Polizei in Nordrhein-Westfalen. Mindestens 80 Anschläge pro Minute werden dort erwartet, sagt Jutta Diekschulte.
"Wenn man sich bei der Polizei bewirbt, wird erwartet, dass Sie mindestens 80 Anschläge pro Minute schreiben sollen. Das ist die Auflage für den Einstieg in den Beruf."
Um mit zehn Fingern tippen zu können, braucht ihr je nach Kursformat etwa sieben bis neun Stunden Unterricht an der Volkshochschule. Dazu kommt natürlich die Zeit, die ihr zu Hause übt. Um die 60 Euro kostet das insgesamt.
Multisensorisches Lernen
Los geht es immer mit der Grundstellung: Die Finger der linken Hand liegen auf den Tasten A-S-D-F, die der rechten auf J-K-L-Ö. Neben dieser Grundstellung lernt man zunächst die obere Buchstabentasten-Reihe, dann die untere und dann die Ziffern- und Zahlenreihe.
"Im Unterricht werden verschiedene Sinne angesprochen, um möglichst unterschiedliche Gehirnregionen zu aktivieren."
Stumpfes Abtippen von Buchstabenreihen ist heute nicht mehr angesagt. Tastschreiben lernt man inzwischen multisensorisch. Das heißt: Im Unterricht werden verschiedene Sinne angesprochen, um möglichst unterschiedliche Gehirnregionen zu aktivieren, um das Lernen erfolgreicher zu machen.
Bunte Finger
Die Tastatur wird zum Beispiel als Bild an die Wand projiziert. Und die einzelnen Tasten sind grün, gelb, blau und rot eingefärbt, je nachdem mit welchem Finger ich sie antippen soll.
"Der kleine Finger ist immer grün, der Ringfinger gelb, der Mittelfinger blau und der Zeigefinger rot – bei der linken Hand genauso wie bei der rechten."
Während die Gruppe mit geschlossenen Augen da sitzt und lauscht, werden von CD Entspannungsmusik und wichtige Lernbotschaften abgespielt.
Natürlich könnt ihr euch das multisensorische Lehrmaterial auch nach Hause bestellen – doch da habt ihr dann keine Lehrerin oder keinen Lehrer, die euch beim Üben genau auf die Finger schauen. Und es gibt auch keine Mittippenden.
Eine Idee, um die Corona-Langeweile zu durchbrechen – und praktischerweise dabei auch noch schneller tippen zu lernen – könnte also vielleicht ein Kurs in Tastschreiben-Wellness sein.