Keine Straßen, keine Nachbarn, nur Bäume und Wildtiere. Franziska und Carsten haben sich einen Traum erfüllt, und ein baufälliges Forsthaus in der Einsamkeit für sich ausgebaut. Früher lebten sie in der Großstadt, dann wagten sie den Schritt in die Freiheit der Natur und kündigten Job und Wohnung. Das Leben im Nirgendwo genießen sie sehr, es birgt aber auch Herausforderungen.

Franziska und Carsten leben ein ganz normales Leben: Sie wachsen irgendwo im Norden auf, nach der Schule fliehen sie in die Stadt, Ausbildung, Reisen, Auslandserfahrungen, Stationen in verschiedenen Großstädten, zuletzt wohnen sie gemeinsam in einer Altbauwohnung in Hamburg. Sie arbeitet in der Filmbranche, er hat sich einen Laden mit selbstgebauten Möbeln aufgebaut. Bis dieses Haus sie findet.

"Der Wald hat uns in seinen Bann gezogen."
Carsten Jebens über die Entscheidung, in den Wald zu ziehen

Ok, eigentlich ist es umgekehrt: Sie finden das Haus. Aber der Ort zieht sie magisch in seinen Bann, erzählen sie rückblickend: die Bäume, das Vogelzwitschern, das Gewusel der Natur.

Dabei hatten die beiden eigentlich nur einen ruhigen Ort fürs Wochenende gesucht. Per Anzeige stießen sie auf ein Forsthaus, verlassen und baufällig in der Tiefe des Waldes irgendwo in Mecklenburg-Vorpommern. Als sie das erste Mal dort ankommen, ist beiden klar: Das ist es! Die Idee, auch dauerhaft dort zu leben, entwickelte sich Stück für Stück.

"Wenn Du zwei Wochen am Stück dort warst das erste Mal und dann zurück in die Stadt fährst, dann denkst Du: Die sind hier alle wahnsinnig!"
Carsten Jebens

Mehr als zehn Jahre ist das nun her. Und genauso lange dauerte die Renovierung. Eigentlich ist nun alles so weit fertig: Sie haben Mauern eingerissen und das Haus loftartig ausgebaut, haben Fenster vergrößert und Strom gelegt. Und seit es sogar fließend Wasser gibt, müssen sie auch nicht mehr mit der Gartenpumpe duschen – oder mit der Gießkanne im Garten, so wie ganz am Anfang.

"Ich habe vollmundig versprochen am Anfang: In einem halben Jahr mache ich Dir einen Palast daraus! Und dann hat Franzi nach fünf Jahren mal nachgefragt, wie lange das halbe Jahr noch dauert.“
Carsten Jebens

Aber irgendetwas gibt es immer zu tun, sagt Carsten. Und wenn es nicht Reparaturen am Haus sind, ist es Sturmholz im Wald zu sammeln, zu sägen und kleinzuhacken. Denn eine Heizung gibt es nicht – die Wärme kommt im Winter vom Ofen. Das alles ist total befriedigend, sagt Franziska.

"Es ist einfach ein schönes Gefühl zu sehen, was du selber erschaffen hast."
Franziska Jebens

Am Anfang gruselte sie sich noch etwas vor der Dunkelheit und den unbekannten Geräuschen. Mittlerweile beruhigt sie das alles. Spuren, Geräusche, den ganzen Wald haben die beiden lesen gelernt. "Verwaldschratung" nennen sie das lachend. Sie wissen, wie die Rehe klingen, wenn sie im Rudel vorbeilaufen, die Eichhörnchen oder die Fledermäuse, die unter der Holzverschalung des Hauses leben.

Franziska Jebens im Wald mit dem Rücken zur Kamera
© Nico-Klein-Allermann

Franzi hat mittlerweile ihren Job in der Stadt gekündigt und sich als Karriere- und Lifecoach selbstständig gemacht. Carsten hat seinen Laden aufgegeben und kümmert sich Vollzeit um Haus und Wald. Bald wird er vielleicht mit ins Coaching einsteigen, zum Beispiel Waldübernachtungen anbieten.

"Das hat der Wald mit mir gemacht: Nachdenken, Zeit lassen und irgendwie in sich reinhören, besser noch auf die Intuition hören."
Franziska Jebens über das Leben im Wald

Keine Nachbarn, drei Kilometer Luftline von der Zivilisation entfernt, kein Kino, kein Club... vermissen sie nicht irgendwas? Klare Antwort: Nein. "Es gibt so viele neue spannende Sachen, die man sehen, die man entdecken kann“, schwärmt Franzi. Da passiert so viel, ergänzt Carsten, dass der neue Kinofilm in Hamburg einfach nicht mehr interessiert. Freunde und Familie kommen zu Besuch – trotz der langen Fahrzeit über Buckelstraßen und Sandwege. Sie selbst fahren ab und an in die Stadt. Für den Rest gibt es ein Telefon – und mittlerweile auch Internet.

Im Interview erzählen Carsten und Franziska noch viel mehr darüber, wie genau sie das Haus ausgebaut haben, welche Widrigkeiten sie zu überwinden hatten und wie es sich anfühlt, im Wald zu leben. Das ganze Gespräch hört ihr, wenn ihr oben auf den Play-Button klickt.

Shownotes
Franziska und Carsten Jebens leben im Wald
Ein Häuschen im Nirgendwo
vom 12. Mai 2019
Moderator: 
Sebastian Sonntag
Gesprächsgäste: 
Franziska und Carsten Jebens