Wir Deutschen lieben unsere Einwegflaschen: Zwei Drittel aller verkauften Getränkeflaschen sind Einweg-Modelle. Doch die sind nicht gut für die Umwelt - und so richtig gut für uns selbst sind die auch nicht.

Es fängt schon beim Geschmack an. Wenn ihr Wasser in einer Einwegflasche habt und sie für ein, zwei Tage in den Kühlschrank stellt, dann verändert das Wasser seinen Geschmack. Denn Einwegflaschen bestehen nur aus schnödem Plastik, da gibt es keine Schutzschichten wie bei den Mehrweg-Modellen. Wenn nun euer Wasser in der Billigflasche neben der Rolle Harzer Käse lagert - dann kann das Wasser einen würzigen Harzer-Geschmack annehmen.

Trotzdem ist der Erfolg der der Einwegflaschen ungebrochen: Mehr als 15 Milliarden bepfandeter Einweg-PET-Flaschen kommen jedes Jahr auf den Markt. Wir kaufen sie meistens im Discounter, trinken die Flasche leer, schmeißen sie in den Müll oder bringen sie zurück zum Supermarkt, um unser Pfand zu kassieren. 

Saft, Limo und selbst Bier gibt es mittlerweile aus Plastik-Einwegflaschen. Mit Mineralwasser gefüllt kostet die Flasche nur 19 Cent für 1,5 Liter. Das ist so billig, dass Mehrwegflaschen immer uninteressanter für die Kunden werden, sagt Thomas Fischer von der Deutschen Umwelthilfe. Der niedrige Preis ist hauptverantwortlich für den Boom der Einwegflasche.

"Discounter setzen ausschließlich auf Einwegplastik. Zu lasten mittelständischer Familienunternehmen, die regional in Mehrwegflaschen abfüllen."
Thomas Fischer von der Deutschen Umwelthilfe​

Dabei sind sie überhaupt nicht umweltfreundlich - obwohl sie recycelt werden sollen. Die Flaschen landen im Idealfall im Pfandautomaten, werden dort zerknüllt und landen in großen Müllsäcken. Dann werden sie geschreddert und anschließend recycelt. Aber: "Dieses Plastikmaterial wird aber nicht zu 100 Prozent zu neuen Plastikflaschen verarbeitet", sagt Thomas Fischer. "Durchschnittlich 30 Prozent der alten Einweg-Plastikflaschen werden wieder zu neuen Flaschen verarbeitet." 

Das heißt: Neue Plastikflaschen werden immer noch zu 70 Prozent aus Rohöl hergestellt. "Das führt zu einer immensen Klimabelastung", so Fischer. Und viele Pfandflaschen werden gar nicht erst zurück gegeben, sondern landen direkt auf dem Müll: 150.000 Millionen Euro Pfand werden jährlich nicht ausgezahlt. Pfandschlupf nennt sich das.

"Es ist umweltfreundlicher, Mehrwegflaschen zu spülen, wieder zu verwenden und regional zu vertreiben."
Thomas Fischer von der Deutschen Umwelthilfe​

Einwegplastikflaschen sind extrem billig produziert: Sie bestehen aus Kunststoff und sonst nichts anderem. Keine Schutz- oder Barriereschichten oder irgendwelche Hemmstoffe. "Darum gibt es da einen munteren Austausch von Chemikalien mit dem Füllgut", erklärt Thomas Fischer von der Deutschen Umwelthilfe. So könnten schließlich Acetaldehyd, der Katalysator Antimon oder hormonaktive Substanzen im Wasser landen.

"Verbraucher, die auf Nummer sicher gehen wollen, sollten auf Glasflaschen setzen. Glas geht keine Wechselwirkungen mit dem Füllgut ein. Damit liegen Sie goldrichtig für die Umwelt und auch für den Verbraucher."
Thomas Fischer von der Deutschen Umwelthilfe​​

Mehrwegflaschen sind also umweltfreundlicher, stellt Thomas Fischer fest und begründet:

  • Mehrwegflaschen aus Plastik lassen sich 25 Mal, aus Glas bis zu 50 Mal neu befüllen
  • Das Spülen der Flaschen mit etwa 150 Milliliter Wasser ist viel umweltfreundlicher als die Neuproduktion
  • Mehrwegflaschen werden von regionalen Abfüllern benutzt, Einwegflaschen sind ein bundesweites Massenprodukt

Für Fischer gibt es nur eine Möglichkeit, den Boom der Einwegflaschen zu beenden: Sie müssen teurer werden.

Mehr zu Einweg- und Mehrwegflaschen:

Shownotes
PET-Flaschen
Einwegflaschen boomen, schaden aber der Umwelt
vom 18. September 2018
Moderatorin: 
Tina Kießling
Gesprächspartner: 
Thomas Fischer, Deutsche Umwelthilfe