Wenn im Tierreich die Weibchen ihren Eisprung haben, kann man das häufig an äußerlichen Veränderungen erkennen. Bei Frauen ist das nicht so. Warum, dazu haben Forscherinnen aus Oklahoma eine neue Theorie aufgestellt.

Manche Frauen spüren zum Beispiel an einem Stechen im Unterleib, wenn sie ihren Eisprung haben. Von außen sieht man Frauen ihren Eisprung allerdings nicht an. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler forschen deshalb seit Jahrzehnten an der Frage, warum man die fruchtbaren Tage bei Menschenfrauen nicht sehen kann, während es im Tierreich, aus dem auch wir Menschen abstammen, etliche Beispiele gibt, bei denen die Fruchtbarkeit zu erkennen ist.

Ein Beispiel, bei dem Weibchen deutlich signalisieren, dass sie gerade empfängnisbereit sind, sind die Pavianweibchen. Ihr Zeichen für die Pavianmännchen: ein deutlich geröteter Hintern. Forschende vermuten, dass es bei Frühmenschfrauen auch noch sichtbare Zeichen für einen Eisprung gegeben haben könnte.

Externer Inhalt

Hier geht es zu einem externen Inhalt eines Anbieters wie Twitter, Facebook, Instagram o.ä. Wenn Ihr diesen Inhalt ladet, werden personenbezogene Daten an diese Plattform und eventuell weitere Dritte übertragen. Mehr Informationen findet Ihr in unseren  Datenschutzbestimmungen.

Doch welchen Vorteil hatte es in der Entwicklung der Menschen, dass man Frauen ihre Fruchtbarkeit irgendwann nicht mehr ansehen konnte? Ein Team von Forscherinnen aus Oklahoma hat nun eine neue Theorie aufgestellt und diese mit einer bereits bestehenden verglichen.

Geheimer Eisprung als Schutzmaßnahme

Bisher hielt sich dazu eine eher männerzentrierte Theorie: Wenn Männer nicht wissen, wann Frauen fruchtbar sind, dann müssten sie regelmäßig Sex mit ihnen haben, um den Nachwuchs zu sichern. Das würde auch bedeuten, dass die Männer immer in der Nähe ihrer Frau sein müssten und sie so gleichzeitig beim Aufziehen das Nachwuchses unterstützen könnten und damit zudem nicht alleine lassen würden.

Evolutiv wäre das ein Vorteil für die Steinzeitmenschen gewesen, denn die Wahrscheinlichkeit, dass der Nachwuchs überlebt, wäre dadurch gestiegen, erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Anne Preger. Die Forscherinnen der Oklahoma State University sind jedoch noch auf eine weitere Theorie gekommen: Es gehe gar nicht darum, den Eisprung vor den Männern zu verstecken, sondern vor anderen Frauen.

"Es ist gar nicht entscheidend, dass der Eisprung einer Frau für Männer versteckt ist, sondern es ist wichtig, dass andere Frauen das nicht mitbekommen."
Anne Preger, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin

Als Grund nennen sie: Wenn die Fruchtbarkeit sichtbar wäre, würde eine Frau nicht nur die Aufmerksamkeit von Männern auf sich ziehen, sondern auch den Konkurrenzgedanken von anderen Frauen schüren.

Schutz vor anderen Frauen ist wahrscheinlicher

Um herauszufinden, welche Theorie stichhaltiger ist, haben die Forscherinnen die beiden Theorien an einem Computermodell getestet. Wie in einer Art Computerspiel gab es darin Frauen und Männer, die in verschiedenen Szenarien unterschiedlich miteinander agierten. In einem Szenario zeigten die Frauen ihren Eisprung, in einem anderen nicht. In einem Szenario waren die Männer eher treu, in einem anderen paarten sie sich mit mehreren Frauen. Zudem gab es Frauen mit weniger und mit mehr Konkurrenzverhalten.

Nach der Auswertung der Simulation kamen die Forscherinnen zu dem Schluss, dass ihre Theorie der weiblichen Rivalität die Ergebnisse etwas besser erklären würde. Die Theorie, die sich auf das männliche Verhalten fokussiert, solle aber nicht ausgeschlossen werden, sagen die Forscherinnen. Möglicherweise gab es also sogar einen doppelten Vorteil für Frauen, ihren Eisprung zu verbergen.

Shownotes
Eisprung
Warum man Frauen die fruchtbaren Tage nicht ansieht
vom 26. Januar 2021
Moderatorin: 
Steffi Orbach
Gesprächspartnerin: 
Anne Preger, Deutschlandfunk Nova