"Daaaankeeeeeee!!" Habt ihr euch schon mal so bei jemanden schriftlich bedankt, wenn ihr ausdrücken wolltet, dass ihr wirklich sehr dankbar seid? Forscher aus Vermont sagen: Mehr Vokale helfen uns, unsere Emotionen in die Schriftsprache zu übertragen.

Offenbar wird unser Drang, unsere Emotionen schriftlich auszudrücken, immer größer. Zu diesem Schluss kommen zumindest drei US-Forscher, nachdem sie eine riesen Datenmenge aus acht Jahren Twitter ausgewertet haben. Dazu schauten sie sich 100 Milliarden englische, spanische und portugiesische Tweets an und stellten eine Entwicklung fest.

Emotionen verschriftlichen

Deutlich wurde unter anderem, dass die Vervielfachung von Vokalen dazu dient, eine Aussage zu verstärken. Ist ein Haus nicht nur groß, sondern sogar sehr groß, wird aus dem Wort "huge" das Wort "huuuuge".

Auch ironische oder sarkastische Aussagen könne man durch mehrere Vokale besser schriftlich ausdrücken, meinen die Forscher. Wenn man beispielsweise dem Gegenüber sagen möchte, dass man davon überhaupt nicht überzeugt sei, schreibe man anstatt "sure" einfach "suuuuure", erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Anne Preger.

"Wenn ich sicherstellen will, dass jemand versteht, dass ich sarkastisch bin und nicht überzeugt, dann sage ich nicht 'sure' – sondern: 'suuuuuure'."
Anne Preger, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin

Die Forschenden erklären sich diesen Trend so: Beim Sprechen mit unserer Stimme können wir durch viele kleine Facetten Informationen sehr vielfältig vermitteln – in schriftlicher Form gehen viele dieser Facetten schnell verloren. Getippte Wörter mit gedehnten Vokalen seien deshalb eine Möglichkeit, mehr emotionale Informationen an den Empfänger zu senden.

"Wir können beim Sprechen mit unserer Stimme unheimlich viel an Information vermitteln, was in Schriftform verloren geht."
Anne Preger, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin

Die Wortkreationen werden immer absurder

Durch die Analyse der Tweets konnten die Forscher feststellen, dass der Trend im Laufe der Jahre zu immer absurderen Änderungen von Wörtern gegangen ist. Im Jahr 2008 wurden mit Wortdehnungen oder -dopplungen wie "hahaha" zunächst nur versucht, die mündliche Sprache zu imitieren.

"Im Jahr 2008 waren die Wortdehnungen meistens Versuche, mündliche Sprache zu imitieren. Also zum Beispiel 'hahaha', nur schriftlich."
Anne Preger, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin

Inzwischen lassen sich viele Wortkreationen wie "helppp" oder "hellllp" gar nicht mehr aussprechen. Die Wissenschaftler schließen daraus, dass es den Usern nicht mehr nur darauf ankomme, die mündliche Sprache zu imitieren, sondern auch einen sichtbaren Reiz für das Auge zu kreieren. Diese Wörter fielen uns besonders schnell ins Auge, da sie nicht dem entsprechen, was wir jahrelang in der Schule gelernt hätten, erklärt Anne Preger.

Auswertung mit speziellen Suchprogrammen

Um alle möglichen Schreibformen von gedehnten Wörtern gezielt finden zu können, mussten die Forscher sogar eigene Suchprogramme entwickeln. Diese könnten in Zukunft auch Rechtschreibprüfungen oder Sprachverarbeitungssoftwares verbessern, die oft an den kreativen Wortdehnungen scheitern.

Shownotes
Emotionen in geschriebener Sprache
Schöööööön! Warum wir in Social Media gerne Vokale dehnen
vom 28. Mai 2020
Moderatorin: 
Tina Howard
Gesprächspartnerin: 
Anne Preger, Deutschlandfunk Nova