Die Abhängigkeit von den Ölimporten Russlands wird spätestens an der Tankstelle klar. Der aktuelle Preis von Benzin und Diesel übersteigt zwei Euro pro Liter. Viele denken an die Ölkrise in den 1970er Jahren. Damals gab es Tempolimit und autofreie Sonntage. Würde das heute auch etwas bringen?

Dreißig Prozent des Rohöls, was Deutschland benötigt, werden derzeit von Russland in die Bundesrepublik importiert. Aus 100 Litern Rohöl entstehen circa 24 Liter Benzin und etwa 21 Liter Diesel. Russland ist der drittgrößte Ölförderer der Welt und der zweitgrößte Exporteur. Es liefert fünf Prozent des weltweiten Ölverbrauchs und zehn Prozent der raffinierten Ölprodukte, – also Benzin und Diesel. Bisher verzichtete die Bundesregierung wohl aus diesem Grund auf Sanktionen die den Rohölmarkt betreffen.

Als Möglichkeiten, Benzin und Diesel einzusparen, kommen möglicherweise zum Beispiel ein autofreier Sonntag oder ein Tempolimit infrage. Wie diese Maßnahmen funktionieren würden oder auch nicht, zeigte der Versuch der Maßnahmen während der Ölkrise in den 1970er-Jahren.

Autofreier Sonntag oder Tempolimit, um Kraftstoff zu sparen

Im November 1973 gab es unter dem damaligen deutschen Bundeskanzler Willy Brandt den ersten autofreien Sonntag. Grund war die Ölkrise. Ingesamt an vier Sonntagen mussten die Menschen das Auto stehen lassen und Ressourcen zu sparen. Ähnlich handhabte es unser Nachbarland Frankreich, hier wurden Autos in den Städten Paris und Bordeaux einen Sonntag im Monat von den Straßen verbannt, wodurch nicht nur Kraftstoff, sondern auch CO2 eingespart wurde.

Einen zusätzlichen Effekt hatte in der Ölkrise damals das sechsmonatige Tempolimit von 100 Stundenkilometern auf den Autobahnen und 80 Stundenkilometern auf Landstraßen.

"Wir wissen ja schon lange, dass wir durch Tempolimit CO2 einsparen."
Benjamin Stephan, Verkehrexperte bei Greenpeace

Würden wir solch ein Tempolimit auch heute bei uns einführen, würde das laut Deutschlandfunk-Nova-Reporter Johannes Döbbelt eine Ersparnis von 2,4 Tonnen Diesel und Benzin zur Folge haben, was circa fünf Prozent des Kraftstoffverbrauchs in Deutschland entsprechen würde.

Dass wir solche Einschränkungen derzeit nicht erleben, liegt laut Verkehrsexperte Martin Randelhoff daran, dass wir keinen wirklichen Mangel an Öl haben, sondern einfach nur verdammt hohe Preise.

"Es gibt ja aktuell keine reale Einschränkung. Das hängt einfach damit zusammen, dass wir viele andere erdölexportierende Länder auf der Welt haben, von denen wir Rohöl beziehen."
Martin Randelhoff, Verkehrsexperte an der TU Dortmund

Die Ampelkoalition hat jedoch angekündigt, dass solche Maßnahmen, wie Fahrverbote oder Tempolimits aktuell nicht zur Debatte stehen.

Und auch die Experten sind sich einig, dass es sich beim Tempolimit und beim autofreien Sonntag zwar um gute Ideen zum Kraftstoff einzusparen handelt, diese jedoch nicht ausreichen würde, um sich wirklich unabhängig zu machen. Unstrittig sei jedoch, dass ein autofreier Sonntag und ein Tempolimit dem Klima zugutekommen würde.

Weitere Möglichkeiten, Kraftstoff zu sparen

Martin Randelhoff ist sich sicher, dass wirtschaftliche Aspekte besser dazu geeignet sind, den Markt zu regulieren und für Kraftstoffeinsparungen zu sorgen. Der steigende Benzinpreis hat den größten Einfluss auf das Verhalten der Verkehrsmittelnutzung.

"Was man wissen muss, ist, dass 40 Prozent der Personenkilometer, die in Deutschland mit dem Auto gefahren werden, den Zweck Urlaub und Freizeit haben. Da kann ich natürlich sehr wohl einsparen."
Martin Randelhoff, Verkehrsexperte von der TU Dortmund

Allerdings ist für den Verkehrsexperten auch klar, dass es sich bei den Verlierern einer solchen Marktregulierung um die Menschen mit einem geringen Einkommen handelt. Aus diesem Grund fordert er von der Politik andere Entscheidungen. So kann er sich zum Beispiel vorstellen, dass Haushalte, die momentan finanziell unter Druck stehen, wegen der hohen Kraftstoffpreise eine Einmalzahlung vom Staat bekommen.

Shownotes
Kraftstoffsparen
Was autofreie Sonntage oder Tempolimits bringen
vom 10. März 2022
Moderatorin: 
Rahel Klein
Autor: 
Johannes Döbbelt
Experte: 
Benjamin Stephan, Greenpeace Verkehrsexperte
Experte: 
Martin Randelhoff, Verkehrswissenschaftler an der TU Dortmund