Grinder oder Biohacker nennt man Menschen, die sich elektronische Bauteile in ihren Körper implantieren, um besser zu hören, stärker zu sein oder ihr Hirn zu pimpen. Bei Moon Ribas ist die Ergänzung, die sie an ihrem Körper vorgenommen hat, nicht auf den ersten Blick zu erkennen: Die 30-jährige Avantgarde-Künstlerin hat sich einen Magneten in ihren Arm transplantieren lassen und der lässt sie Erdbeben spüren.
Moon Ribas Implantat registriert nicht nur Erdbeben, die um die Ecke stattfinden, sondern jedes noch so kleine Erbeben der Welt. Immer. In Echtzeit. Der kleine Magnet sitzt in ihrem rechten Arm, ein Stück unterhalb des Ellenbogens. Und jedes Mal, wenn die Erde irgendwo bebt, vibriert er. Moon Ribas nennt sich selbst Cyborg. Früher, ohne Magneten im Arm, fand sie all die modernen Tanzstücke, die mit Computer-Animationen und anderem Technikkram arbeiteten, fürchterlich, und zum Teil auch künstlich, aufgesetzt.
Technik in den Tänzer statt ins Tanzstück
Ihre Lösung: nicht die Technik in das Tanzstück bringen, sondern in die Tänzer. Sie experimentierte mit verschiedenen Bio-Implantaten und hatte dann den Plan, sich eine Art Sensor für Erdbeben zu implementieren. Die Idee dahinter: Die Erde bewegt sich jeden Tag, ohne dass wir es spüren. Moon Ribas aber fühlt das, was für die meisten Mensch seltsam klingt, ist für sie ganz natürlich. Die externe physische Veränderung sei für sie als Cyborg nicht der Punkt, sie habe ihren Körper verändert, um ihren Geist, ihre Seele, ihre Sinne zu verändern und zu schärfen. Und diesen neuen Sinn setzt sie auch künstlerisch ein: Sie tanzt Erdbeben.
Das magnetische Implantat in ihrem Arm empfängt Daten von einer iPhone-App, die die seismischen Aktivitäten der Erde aufzeichnet. Die Daten kommen von geologischen Stationen rund um die Welt. Im Gespräch mit Quartz beschreibt sie das Gefühl so, als ob wir das Telefon auf Vibrationsalarm gestellt haben. Nur, dass das nicht in deiner Tasche passiert, sondern unter der Haut.
Moon Ribas trägt das Implantat seit 2013 und es ist immer auf Empfang. Was zu recht skurrilen Situationen führen kann. Als zum Beispiel im vergangenen Jahr in Nepal die Erde bebte - ein Erdbeben der Stärke 7.8 - da wachte Ribas davon auf, dass ihr rechter Arm stark vibrierte. Das habe sich seltsam angefühlt.
Moon Ribas will weitere Implantate
Ihr seismischer Sinn sei mittlerweile wie ein zweiter Herzschlag für sie geworden. Und Moon Ribas sagt, dass er sie der Erde näher bringt. Sie will diesen Sinn aber noch weiter schärfen, Gerade denkt sie darüber nach, auch in ihre Füße Magneten zu implantieren, vielleicht in jeden Zeh einen anderen Kontinent. Aber das sei noch Work in Progress, sagte sie Quartz.