Auf dem Land lebt man besser und gesünder – damit ist jetzt Schluss. Menschen auf dem Land haben in den letzten Jahren deutlich an Gewicht zugelegt. Viel mehr als die Städter.

Unser Lebensstil wird immer ungesünder: zu wenig Bewegung, zu fettes, kalorienreiches Essen. Das hat zur Folge, dass der Body-Mass-Index (BMI) der Weltbevölkerung seit Jahren steigt. Der BMI beschreibt das Verhältnis zwischen Körpergröße und Körpergewicht. Im Schnitt ist jeder Mensch in den vergangenen 30 Jahren fünf bis sechs Kilo schwerer geworden.

Landleben: weniger Bewegung, mehr Fast Food

In diesem Zusammenhang räumen Wissenschaftler mit einem Mythos auf: Sie haben jetzt mit einer Studie festgestellt, dass unsere Idealvorstellung vom gesunden Leben auf dem Land nicht mehr stimmt. Früher haben die Menschen auf dem Land noch hart geschuftet, heute fahren sie mit dem Auto ins Büro. Statt Gemüse vom Acker futtern sie Tiefkühlpizza aus dem Supermarkt. Hinzu komme, dass das Sportangebot auf dem Land nicht so umfangreich und leicht erreichbar sei, wie in der Stadt.

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Das Ergebnis: Der Anteil der Menschen auf dem Land, deren Gewicht zugenommen hat, ist höher als derer, die in der Stadt leben. Früher war dieses Verhältnis genau umgekehrt, zumindest in Europa.

Entwicklung des BMI von Land zu Land verschieden

In den Ländern südlich der Sahara ist noch so, dass der BMI der Menschen auf dem Land niedriger ist, als der von Stadtbewohnern. Aber in Bangladesch, Honduras oder Ägypten hat sich die Gewichtszunahme zu 80 Prozent auf die Provinzen verlagert.

Die Forscher machen dafür vor allem Junk Food verantwortlich, dass überall verfügbar ist. Außerdem gibt es noch einen Zusammenhang zwischen Armut und niedrigem Bildungsstand: Meist ernähren sich Menschen schlechter, die wenig Geld haben und schlecht ausgebildet sind. Diese Bevölkerungsgruppe lebt häufiger auf dem Land.

Anti-Übergewichtskampagnen an weibliche Landbevölkerung richten

Die Wissenschaftler leiten aus ihrem Ergebnis ab, dass beim Kampf gegen Übergewicht an anderer Stelle angesetzt werden muss. Bislang richten sich viele Initiativen an Städter. Stattdessen brauche es mehr Angebote für die Landbevölkerung – und dabei vor allem für Frauen.

Der Hintergrund: Frauen verdienen häufig weniger Geld und sind schlechter ausgebildet. Und damit anfälliger für schlechte Ernährung und Übergewicht. Gerade unter den Landfrauen haben die Forscher die meisten Übergewichtigen gezählt.

Shownotes
Ernährung
Landbevölkerung hat ein dickes Problem
vom 09. Mai 2019
Moderatorin: 
Steffi Orbach
Gesprächspartner: 
Raphael Krämer, Deutschlandfunk-Nova-Reporter