Traditionalisten mögen Kuhmilch, Veganer lieber Soja- oder Mandelmilch, und die Exoten vielleicht sogar Kokosmilch. Das alles ist aber nichts gegen eine Milchsorte, die demnächst kommen könnte: Wissenschaftler forschen gerade an Kakerlakenmilch…
Was so jeder von uns morgens in den Kaffee oder über das Müsli schüttet, ist ja mehr oder weniger Geschmackssache. Aber Kakerlakenmilch? Kakerlaken sind doch Insekten?
"Kakerlaken geben keine Milch. Bis auf eine einzige Art: Die bringt ihre Jungen lebend zur Welt und produziert für deren Aufzucht tatsächlich eine Art Milch."
Genau genommen ist es eine Flüssigkeit, die Kristalle aus Milcheiweiß enthält. Und diese Kristalle haben Wissenschaftler näher untersucht und festgestellt, dass da sehr viele Nährstoffe drin sind, nämlich Fett, Zucker und alle essenziellen Aminosäuren, die unser Körper braucht.
Grundsätzlich sind auch in der Kuhmilch Fett, Zucker und Eiweiß. Aber die Kakerlaken-Milch-Kristalle sind konzentrierter. Sie enthalten mehr Proteine als Kuhmilch und ungefähr dreimal so viele Kalorien. Wie die Kakerlakenmilch schmeckt, darüber verliert die Studie hingegen kein einziges Wort.
Wer will denn mehr Kalorien?!
Menschen, die ohnehin zu viel Gewicht auf die Waage bringen, wahrscheinlich nicht. Deswegen ist die Kakerlaken-Milch für die westlichen Industrie-Nationen, wo die Menschen jetzt schon mit Kalorien überversorgt sind, vermutlich auch gar nicht so interessant.
"Für Menschen, die hungern, könnten diese Kristalle eine Möglichkeit sein, um schnell an viele wichtige Nährstoffe zu kommen."
Die Wissenschaftler denken bereits darüber nach, wie sie die Kristalle künstlich nachbauen können. Einer Gruppe von indischen Forschern ist es zumindest schon gelungen, die Struktur dieser Eiweiß-Kristalle zu analysieren.
Kakerlaken künstlich "melken"
Sie wissen also jetzt genau, aus welchen Bestandteilen diese Kristalle bestehen und wie sie angeordnet sind. In einem nächsten Schritt könnten sie diese Infos jetzt nutzen und versuchen, diese Strukturen nachzubauen.
Allerdings weisen die Wissenschaftler in ihrer Veröffentlichung auch darauf hin, sagt Katja Nellissen, dass die einzelnen Kristalle, die sie untersucht haben, sehr unterschiedlich waren. Das heißt, es gibt keinen Standard-Kristall, den man einfach reproduzieren könnte.
"Bis man im Labor tatsächlich ein neues Super-Food für die effektive Welternährung herstellen kann, dürfte noch eine ganze Weile vergehen – wenn es überhaupt gelingt."