Esoterik hat irgendwie mit Spiritualität zu tun. Aber auch mit Humbug und nebulösem Gerede. DRadio-Wissen-Reporterin Lydia Herms war für uns beim Schamanen. Zwischen Teelichtern und Opfergaben wurde sie pures Licht.

Die Rechnung für ihre Sitzung beim Schamanen kam per Mail. Seine Leistung: ein Workshop. "Das klingt wenig esoterisch", findet Lydia Herms. Dass es kaum ausgewiesene esoterische Leistungen gibt, ist ein Grund dafür, dass es keine verlässlichen empirischen Daten über den esoterischen Markt in Deutschland gibt.

"Eine der Teilnehmerinnen wiegt sich erregt, als sie nach zweistündiger Zeremonie verkündet, sie habe eine Vision empfangen. Ich leider nicht. Ich habe die Nase zu."
Lydia Herms, DRadio-Wissen-Reporterin

Im abgedunkelten Raum, mit elf Frauen auf Yogamatten, fand der Workshop statt. Vorher gab es Kakao, um die weiblichen Energien zu bündeln, erzählt Lydia Herms: Diese Energie sollten die Teilnehmerinnen an Mutter Erde schicken. Denn die bekäme ein neues drittes Auge und schaffe das nicht allein. Schließlich ging unserer Reporterin auch noch die Nase zu vom Räucherwerk, von der Hitze im Raum, und vom reglosen Liegen. Trotzdem hat sie versucht ihre Skepsis gegenüber esoterischen Anliegen zu verstehen.

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Michael Utsch ist praktizierender Psychotherapeut und Referent der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen. Er beschäftigt sich mit psychologischen Aspekten neuer Religiosität und spirituellen Praktiken zu Heilzwecken. "Ich kann schon verstehen, dass viele vernünftige Menschen an der Stelle Berührungsängste haben und sich unwohl fühlen, weil ihr Wahrnehmungsapparat infrage gestellt wird“, sagt er.

Wohlfühlideologie oder Irrationale Überzeugung

Die britischen Feministin Laurie Penny kritisiert die esoterische Wohlfühlideologie: Denn danach sei wirklich alles die eigene Schuld: Armut, Krankheit, Depression. Unsere Kollegin Lydia Herms findet diese Kritik berechtigt. Trotzdem sind Schamanen und Esoteriker, also Menschen, die in irgendeiner Form Linderung in Aussicht stellen, erfolgreich.

Für Michael Utsch ist das nachvollziehbar. Das Leben sei absurd, und es bedeute Leiden. Um es auszuhalten, müssten wir an irgendetwas glauben. "Irrationale Überzeugung", sagt er. Statt Esoterik.

"Jeder soll tun, was ihm gut tut. Warum nicht auf Kakao meditieren?"
Shownotes
Esoterisch oder nicht
"Warum nicht auf Kakao meditieren?"
vom 17. Oktober 2016
Moderator: 
Manuel Unger
Reporterin: 
Lydia Herms, DRadio Wissen