Oobi-Ooobi ist ein Koala und wohnt im Leipziger Zoo. Er schläft rund 20 Stunden am Tag, hängt ansonsten in den Ästen seiner Kletterbäume herum und frisst gelegentlich - allerdings nur Eukalyptus. Der wird von Ulf-Peter Schilling - einem Diplom-Ingenieur für Landespflege - eigens für Oobi-Ooobi angebaut.
Alles fing damit an, dass der Leipziger Zoodirektor die Idee hatte, einen Koala für seinen Tiergarten zu kaufen. Aber Koalas sind eigen - sie fressen nur Eukalyptus. Also fragte der Futtermeister des Zoos Ulf-Peter Schilling um Rat. Er wollte wissen, woher er die Eukalyptus-Blätter für den Koala beziehen sollte.
Ulf-Peter Schilling arbeitete zu diesem Zeitpunkt bereits für den Leipziger Zoo. Mit seinen Mitarbeitern betreut er alle Außenanlagen und auch ein paar Innengehege.
"Ich hatte null Ahnung von Eukalyptus, aber das kann man doch auch ehrlich zugeben heutzutage. Es gibt ganz viele Dinge, die man learning-by-doing machen kann."
Futter sicher, Koala kann umziehen
Eukalyptus-Plantagen gibt es in Deutschland fast überall da, wo Zoos Koalas halten. Viele der Zoologischen Gärten beziehen das Futter für ihre Beuteltiere aber auch aus dem Ausland - zum Beispiel aus Florida oder aus England.
Ulf-Peter nahm sich zwei Tage Zeit, um eine Antwort zu finden. Er entschied dann, sich auf dieses Experiment einzulassen, und schlug dem Futtermeister namens Bernd vor, den Eukalyptus selbst in seinem Gartenbaubetrieb anzupflanzen. Der fand den Vorschlag gut.
Knapp zwei Jahre später - im Frühjahr 2016 - konnte Koala Oobi-Ooobi von einem belgischen Zoo in sein neues Gehege im Leipziger Zoo umziehen. Er benötigt 200 bis 500 Gramm Eukalyptus-Blätter täglich. Da seine Nahrung nicht besonders energiereich ist, bewegt sich der Koala wenig und verbringt den größten Teil des Tages schlafend.
"Mein großer Wunsch ist, dass Koala Oobi-Ooobi hier in Leipzig noch Gesellschaft bekommt. Jeder Besucher würde sich freuen, wenn da noch ein zweiter käme, und den könnten wir locker mitversorgen."
Eukalyptus duftet - oder stinkt
In Ulf-Peters Gewächshäusern wachsen heute rund 2.800 Sträucher von 25 verschiedenen Eukalyptus-Arten. Manche duften angenehm frisch nach Zitrone, andere riechen penetrant nach Katzenurin. Und der unangenehme Geruch der zuletzt genannten Art bleibt den ganzen Tag an den Klamotten haften, wenn man die Pflanzen im Vorbeigehen streift, erzählt der Diplom-Ingenieur für Landespflege.
Um mehr über Eukalyptus-Bäume zu erfahren, ist Ulf-Peter nach Afrika und Asien gereist. Dort stand er zum ersten Mal vor hohen Eukalyptus-Bäumen. Der Größte soll in Tasmanien stehen und 97 Meter hoch sein.
Er selbst baut aber eher kleine Eukalyptus-Sträucher an, die regelmäßig zurückgeschnitten werden. Mit den Blättern hat er bereits experimentiert und sich Tee daraus zubereitet. Ulf-Peter sagt, dass der geschmacklich einem Tee aus Zitronenmelisse oder Minze ähneln würde. Essen sollten wir Menschen die Blätter aber nicht, weil sie für uns giftig sind.
Langfristig sucht Ulf-Peter noch nach weiteren Verwertungsmöglichkeiten für seine Pflanzen. Er kann sich vorstellen, dass das Eukalyptusöl der wohlriechenden Arten für Sauna- oder Spa-Produkte genutzt werden könnte.
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