Leben und arbeiten in einer Diktatur kann ein Traumjob sein. Korrespondentin Eva Lamby-Schmitt über China im Allgemeinen und Shanghai im Speziellen.
Manchmal ist sie selbst überrascht, dass dann doch Leute sprechen. Seit 2021 ist Eva Lamby-Schmitt ARD-Korrespondentin für China mit Sitz in Shanghai. In der Stadt fühlt sie sich absolut zu Hause. Auch, wenn die chinesische Metropole mit knapp 27 Millionen Bewohner*innen gut siebenmal größer ist als die Hauptstadt der Bundesrepublik, komme ihr Berlin größer vor als Shanghai.
"Vom Lebensgefühl her ist Shanghai eine Mega-Stadt, das ist meine Traumstadt, das ist mein Traumjob."
China und Journalismus, diese beiden Interessen ziehen sich wie ein roter Faden durch ihren Lebensweg, sagt die Journalistin heute. Mit China-Klischees aufräumen, geopolitische und ökonomische Fragen klären und auch ein bisschen kulturelle Aufklärung, das will sie leisten.
Nur gute Nachrichten
Anders als in deutschen Medien gibt es in China selbst keine schlechten Nachrichten. "Es wird entweder was Schönes berichtet oder nichts", sagt die Korrespondentin.
Gerade beginne erst wieder Leben in die Stadt einzukehren – nach dem harten, 60-tägigen Covid-Lockdown im Jahr 2022. Das habe einem schon sehr deutlich vor Augen geführt, dass man in China in einer Diktatur lebt, sagt Eva Lamby-Schmitt. Das Vertrauen der Leute in die chinesische Regierung sei sehr erschüttert gewesen.
"Es trauen sich nur wenige Interviewpartner, mit ausländischen Medien zu sprechen, weil sie Angst vor Konsequenzen haben. In China ist fast jedes Thema politisch."
Zu Zeiten der Proteste in Shanghai – rund zwei Tage waren es – ist sie sogar aktiv von Unbekannten angesprochen worden, die sich mitteilen wollten. "Das war ziemlich bemerkenswert", sagt Eva Lamby-Schmitt im Rückblick.
Das Ende der Proteste
Rasch habe der Überwachungsapparat dann aber gegriffen und diese Tendenzen unmittelbar wieder gestoppt – durch die Kontrolle von Handys auf ausländische Apps zum Beispiel und zahlreiche Festnahmen.
"Die Leute sind quasi verstummt nach diesen Festnahmen und nach dieser Kontrolle."
Was ist eigentlich mit Rassismus in China? Was machen deutsche Unternehmen dort im Moment? Und wo gibt es eigentlich diese überbackenen Ananasstücke als Nachtisch? Auch darüber hat Eva Lamby-Schmitt mit Sebastian Sonntag gesprochen. Das ganze Gespräch hört ihr mit einem Klick auf Play.