Sechs Meerengen hat sie bereits durchschwommen, eine fehlt ihr noch. Einen weiteren Rekord hat die Extremschwimmerin Nathalie Pohl bereits aufgestellt: In unter zehn Stunden hat sie die Insel Jersey umrundet. Dafür musste sie 66 Kilometer schaffen.
Extremschwimmer*innen beziehungsweise Freischwimmer*innen wie Nathalie Pohl nennen sie die Ocean's Seven: Dabei handelt es sich um sieben Meerengen, die die Schwimmerinnen und Schwimmer bezwingen müssen.
Die kürzeste der Strecken ist die Straße von Gibraltar, die zwischen Spanien und Marokko verläuft. Sie ist 14 Kilometer lalng. Die Ocean's Seven sind das, was für Bergsteiger die Seven Summits sind: die sieben höchsten Berge, deren Gipfel sie erklimmen wollen.
Nathalie Pohl könnte die erste deutsche Frau werden, die es schafft
Die längste Strecke ist der Kaiwi-Kanal, der sich im Pazifischen Ozean innerhalb der Inselkette Hawaii befindet. 44 Kilometer beträgt die Gesamtlänge. Die Liste derjenigen, denen es gelungen ist, alle sieben Strecken zu durchschwimmen, ist überschaubar. Denn insgesamt sind es nur 22 Extremschwimmer*innen, die das geschafft haben. Und Nathalie Pohl steht kurz davor, dieses Ziel zu erreichen. Denn sechs von sieben Aufgaben hat sie bereits bewältigt. Wenn ihr das gelingt, wäre sie die erste deutsche Frau auf der Liste der Bezwinger*innen.
"Wenn die Kerntemperatur im Körper sinkt, das kann dann schon lebensgefährlich werden. Aber wir bereiten uns immer sehr gut darauf vor."
Als Kind war Nathalie Pohl Leistungsschwimmerin. Sie entschied sich dann dafür, in den Bereich Frei- und Langstreckenschwimmen zu wechseln. Ihre erste große Schwimm-Challenge nahm sie 2014 in Angriff: Dabei durchquerte sie den Bodensee.
Wenn die Körpertemperatur zu weit sinkt, wird's gefährlich
Ihren ersten Versuch, den Ärmelkanal zu durchqueren, musste sie abbrechen. Denn sobald die Kerntemperatur des Körpers zu weit sinkt, kann die Schwimm-Challenge lebensgefährlich werden. Im Ärmelkanal betrug die Temperatur zwischen 15 und 16 Grad Celsius.
Bei der Umrundung der britischen Kanalinsel Jersey, das sogenannte "Around Jersey" herrschten im Wasser bisweilen noch kältere Temperaturen als im Ärmelkanal selbst. Immer dabei sind ihr Trainer Adam Walker und Vater Andreas Pohl. Zudem wird Nathalie von einem sogenannten Observer auf einem Begleitboot überwacht, der zum Beispiel darauf achtet, dass sie das Boot nicht berührt. Und auch die Wassertemperatur wird von diesem Observer mehrfach kontrolliert. Manchmal wird sie nicht nur von einem Boot begleitet, gelegentlich gesellen sich auch Delfine dazu.
Inselumrundung als Vorbereitung für die letzte Etappe der Ocean's Seven
Nächstes Jahr will Nathalie Pohl den Versuch starten, die Ocean's Seven zu komplettieren. Dafür möchte sie den Nordkanal zwischen Irland und Schottland durchschwimmen. Dort ist das Wasser dann voraussichtlich noch ein Grad kälter als bei der diesjährigen Challenge und liegt dann bei durchschnittlich 14 bis 15 Grad Celsius.
Nathalie geht davon aus, dass sie für die 34 Kilometer lange Strecke des Nordkanals rund 12 bis 13 Stunden benötigen wird. Die Nahrungsaufnahme erfolgt während des Schwimmens zum Beispiel mithilfe eines Proteinshakers, den sie vom Begleitboot aus zugeworfen bekommt. Manchmal nutzt Nathalie auch die Vorfreude auf den nächsten Schokomuffin, um ihre Motivation über lange Strecken beizubehalten. Pausen macht sie während der Schwimmstrecke nicht.
"Wir waren in Neuseeland fast fünf Wochen vor Ort und haben gewartet, überhaupt nur schwimmen zu können. Das macht natürlich auch mental viel mit einem."
Anfang März diesen Jahres hat Nathalie die Cookstraße durchquert, die zwischen der Süd- und Nordinsel Neuseelands liegt. Sie war mit ihrem Team rund fünf Wochen dort. Sie erzählt, dass man sehr abhängig von der Natur sei, weil es nicht sicher ist, ob die ganzen äußeren Bedingungen so günstig sind, dass man die Challenge wirklich wagen kann.
Oft sei es nicht sicher, ob sie möglicherweise zurück nach Hause fliegen muss, ohne dass sie überhaupt ins Wasser gehen konnte. Auch wegen der hohen mentalen Belastung braucht Nathalie zwischendurch mal ein bisschen Abstand von diesen extremen Challenges. Ursprünglich hatte sie vor, den Nordkanal schon in diesem Jahr zu durchschwimmen. Inzwischen plant sie, ihn erst nächstes Jahr im September anzugehen.