Höher, schneller, weiter. Eine Sportart extrem trainieren und dann auch noch außergewöhnliche, fast unmöglich erscheinende Sportprojekte realisieren. Das ist das Ziel vieler Sportler - auch jenseits des Profisports.

Am Montag (03.07.2017) ist einer von ihnen mit seinem Rennrad gestartet. Der Schotte Mark Beaumont möchte damit in 80 Tagen die Welt umrunden. Kurz vor seiner Reise hat er mit unserer Reporterin Anita Horn gesprochen. Ihr hat er erzählt, dass er mit seinem Vorhaben etwas Besonderes schaffen will.

"Aber er will halt etwas Besonderes schaffen, was andere oft für eher bescheuert halten."
Anita Horn über die Motivation von Mark Beaumont

Es geht Mark nicht nur um die sportliche Herausforderung. Er mag auch die akribische Vorbereitung, die für das Projekt nötig ist. Zum Glück hat Mark schon eine Idee davon, was ihn erwartet. 2008 hat er die Welt schon mal umradelt. Damals gab er sich 194 Tage Zeit. Jetzt will er es mehr als doppelt so schnell schaffen - nämlich in 80 Tagen.

Extreme Projekte als Ausdruck der Individualität 

Der Sportpsychologe Jens Kleinert vermutete, dass es Extremsportlern wie Mark vor allem darum geht, die eigene Individualität zum Ausdruck zu bringen. Auch dann, wenn andere das vielleicht unsinnig finden. 

"Die Leute suchen etwas um sich selbst zu verwirklichen und um dem eigenen Leben einen besonderen Sinn zu geben."
Jens Kleinert, Sportpsychologe an der Sporthochschule Köln

Jens Kleinert sagt, dass der Antrieb vieler Extremsportler vor allem der Wunsch nach Autonomie sei. Und er findet es unfair, ihnen zu unterstellen, dass sie damit eigene Probleme kompensieren wollen oder gar süchtig nach der Anstrengung seien. 

"Je höher etwas ist und ich schaffe es trotzdem, desto höher ist das Kompetenzerlebnis – das sind Situationen, die natürlich mit einem Scheitern verbunden sein können."
Jens Kleinert, Sportpsychologe an der Sporthochschule Köln

Der Schotte Mark ist mittlerweile unterwegs. Täglich legt er 320 Kilometer auf seinem Rennrad zurück. Aber natürlich gibt es auch andere Extremprojekte. 

Tom ist 28, stammt aus der Nähe von München und an Joggen war früher nicht zu denken. Für einen guten Zweck aber lief er neulich 512 Kilometer in sechs Tagen. Das ist täglich die doppelte Marathonstrecke. 

"Es war extrem cool, es hat extrem Spaß gemacht und ich werde so was nochmal machen, weil der Kick einfach genial war, die Vorbereitung über fünf Monate."
Tom über sein Projekt

Die kulturelle Brücke Hamburg - Shanghai

Ein anderer Läufer ist gerade von Hamburg nach Shanghai unterwegs. Vor vier Monaten ist er gestartet und hat es in dieser Zeit bis nach Kirgistan in Zentralasien geschafft. Insgesamt sind es 12.000 Kilometer, die er bewältigen muss. Wie Tom aus München läuft er täglich um die 80 Kilometer, aber eben ein halbes Jahr lang. Die Ankunft in Shanghai ist für den Herbst 2017 geplant. Er läuft, weil er mit einer Chinesin verheiratet ist und ein Zeichen gegen Vorurteile setzen möchte. 

Jan Hamester wollte auf dem Wasser einen Weltrekord aufstellen. In weniger als 137 Tagen wollte er alleine die Welt umsegeln. In der Bootsklasse, in der Jan unterwegs ist, hat das vor ihm bisher nur ein Deutscher geschafft. Das war 1984. Wegen einer Schnittwunde, die sich infiziert hat, musste Jan sein Projekt allerdings abbrechen und in Brasilien an Land gehen. Obwohl er den neuen Rekord nicht aufstellen konnte, fühlt sich das für ihn nicht nach Scheitern an. 

"Scheitern wäre es gewesen, wenn ich aus technischen Gründen oder Unvorsichtigkeit gescheitert wäre. Als Scheitern sehe ich es nicht an, aber dennoch tut es immer noch weh."
Jan Hamester über das Ende seines Versuchs

Und Jan Hamester wird es wieder versuchen, wenn er wieder gesund ist.

Shownotes
Sport
Extremsportler streben nach Autonomie
vom 04. Juli 2017
Moderation: 
Paulus Mülller
Gesprächspartnerin: 
Anita Horn, Deutschlandfunk Nova