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Hagel braucht starke Gewitter, also viel warme, feuchte Luft. Durch die Klimakrise gibt es davon immer mehr. Außerdem sorgt der Klimawandel dafür, dass große Hagelkörner zu- und kleine Körner abnehmen. Klimageografin Katharina Schröer erklärt die Hintergründe – und was Hagel mit kochendem Wasser zu tun hat.

19 Zentimeter Durchmesser, und damit größer als eine Mango – das ist Rekord: Diese Größe erreichte das größte Hagelkorn Europas. Es fiel im vergangenen Juli in Norditalien. So großer Hagel ist gefährlich, und er verursacht gravierende Schaden.

Doch erst einmal zu den Bascis: Von Hagel spricht die Wissenschaft ab einer Größe von einem halben Zentimeter, erklärt Katharina Schröer. Als Klimageographin forscht die Junior-Professorin an der Universität Freiburg zu Extremwetterereignissen und Hagel. Nach oben hin gebe es bei der Größe keine Grenze, sagt sie.

"Die Hagelkörner reisen einmal durch die Wolke."
Katharina Schröer, Klimageographin an der Universität Freiburg

Damit Hagel entsteht, brauche es große und starke Gewitter und damit viel feuchte und warme Luft. Die Hagelkörner wachsen in den Aufwinden. "Super Zutaten sind noch Windscherungen, also Änderungen der Windgeschwindigkeit", sagt sie. Dann seien alle Bedingungen erfüllt für lange Gewitter, in denen die Hagelkörner wachsen.

Die Größe des Hagels hängt vor allem von der Zeit ab, die es hat, um im Gewitter immer größer zu werden. Aber auch von der Höhe der sogenannten Superzelle – so bezeichnet die Forschung die größten und gefährlichsten Gewitter.

Hagel-Vorhersage sehr schwierig

Das sogenannte Waschmaschinen-Modell sei inzwischen überholt, erklärt Katharina Schröer. Früher hat man angenommen, dass Hagelkörner wie in einer Waschtrommel hin- und hergeschleudert werden. Stattdessen ist es so: "Die Hagelkörner reisen einmal durch die Wolke. Da kann man sich vorstellen, dass sie lang und hoch sein muss, damit Hagel über zehn Zentimeter groß wird", erklärt sie.

Doch wie beeinflusst der Klimawandel den Hagel? Die Zutaten für starke Gewitter würden eher günstiger, sagt Katharina Schröer. Denn eine wärmere Atmosphäre kann mehr Wasser aufnehmen. "Beim Hagel gibt es aber einen wichtigen Gegenspieler: die Erwärmung", ergänzt sie. Wenn es wärmer wird, dann schmelzen Hagelkörner auch schneller.

"Es sieht im Moment so aus, als ob das vor allem die kleinen Hagelkörner trifft", erklärt die Klimageografin. "Deshalb wird eine Verschiebung beobachtet zu mehr dickeren Hagelkörnern, weil die kleinen schneller schmelzen." Vereinfacht gesagt: Der Klimawandel begünstigt größere Hagelkörner.

KI soll Hagel besser vorhersagen

Eine der wichtigsten und größten Herausforderungen für die Forschung ist es, Hagel vorherzusagen. So könnten Schäden vermieden werden. Katharina Schröer vergleicht das mit einem Topf mit kochendem Wasser, wo man vorhersagen will, wo die erste Blase aufsteigt: "Das ist wahnsinnig schwierig und auch vom Zufall abhängig."

Man könne gut vorhersagen, wo es Luftmassen mit solchen Gewittern gibt. "Aber wo genau das entsteht, ist wahnsinnig schwer", sagt Katharina Schröer. Modelle können jedoch Hagel immer besser berechnen. "Und wir haben Hoffnung, dass uns künstliche Intelligenz helfen kann, die wesentlichen Zutaten für Hagel vorher zu erkennen."

Shownotes
Extremwetter
Klimawandel fördert größeren Hagel
vom 05. März 2024
Moderation: 
Sebastian Sonntag
Gesprächspartnerin: 
Katharina Schröer, Klimageographin an der Universität Freiburg