Eigene Eizellen entnehmen und einfrieren zu lassen - das war eine Entlastung für Christina. Tobias hat vor einigen Jahren ein Pflegekind aufgenommen. Heute wird er Papa genannt. Einblicke in zwei verschiedene Familienkonzepte.
Nach einer Trennung stand Christina mit ihrem Kinderwunsch allein da und hat dann überlegt, warum sie überhaupt ein Kind will. Es ist wohl eine Mischung aus guten Erinnerungen an die eigene Kindheit, an Familienleben, Geborgenheit und dem Wunsch, diese Erfahrungen weiterzugeben, sagt sie.
Als Single-Frau hat sie sich dann in einer Kinderwunschklinik umgesehen. Dort hat sie sich für das Einfrieren eigener Eizellen entschieden. Sie empfindet ihre Entscheidung inzwischen als entlastend, weil die biologische Uhr ticken darf, ohne dass Christina das Gefühl hat, sie müsse jetzt ganz schnell einen neuen Partner finden. Ihre Recherche und ihren Weg hat sie in dem Podcast "Shop your baby" beschrieben.
Bevor die Eizellen entnommen und eingefroren werden konnten, musste Christina sich einem Fruchtbarkeitscheck und einer Hormontherapie unterziehen. Diese Behandlung hat bei Christina ungefähr zwei Wochen gedauert und führt in der Regel dazu, dass mehr Eizellen im Körper wachsen als normal.
Das war eine emotional und körperlich fordernde Prozedur, die allerdings im Normalfall keine gesundheitlichen Schäden hinterlasse, sagt Christina.
"Was mich mehr beschäftigt hat, war der emotionale Druck, der daraus entsteht. Bin ich fruchtbar genug? Werde ich die Eizellen irgendwann abrufen?"
Das Verfahren kostet einige tausend Euro und viele Nerven. Die Eizellen werden unter Betäubung entnommen und eingefroren. Heute kann sich Christina vorstellen, ein Kind aus einer der eingefrorenen Zellen zusammen mit Freundinnen und Freunden großzuziehen – Co-Parenting also. Grundsätzlich möchte sie dem Kind ermöglichen, den biologischen Vater kennenzulernen.
Auch beim Pflegekind von Tobias Wilhelm sind eine ganze Reihe von Menschen am Leben und Aufwachsen beteiligt. Tobias ist seit vier Jahren Pflegevater. "Ich habe recht schnell eine starke Bindung gefühlt", sagt er über die Beziehung zu seinem Pflegesohn.
"Als Pflegeeltern lernt man, sich realistisch einzuschätzen"
Tobias spricht von dem Kind als seinem Sohn und wird umgekehrt von ihm Papa genannt. Anderthalb Jahre war das Kind alt, als die beiden sich kennenlernten. Die Herkunftseltern sind präsent und haben auch Kontakt zum Kind.
"Ich glaube, viele Pflegekinder sind sehr angepasst. Erst wenn sie ein Grundvertrauen haben, zeigen sie ihre Persönlichkeit oder auch seelische Schmerzen."
Im Bereich der Pflegeelternschaft gibt es verschiedene Konzepte, auch Kurzzeitpflege gehört dazu. Tobias hat sich aber für eine Langzeitpflege entschieden. Dabei bleibt das Kind in der Regel bis zum 18. Lebensjahr bei den Pflegeeltern. Eine Pflegeelternschaft bringt nicht so strikte Anforderungen und Befragungen mit sich wie eine Adoption. Etwa ein Jahr dauert der Prüfungsprozess trotzdem.
Tobias findet, dass sich schon die vom Jugendamt geforderte Selbsteinschätzung im Rahmen des Verfahrens gelohnt hat. Dabei müssen die potenziellen Pflegeeltern genau überlegen, was sie sich zumuten wollen und können – zum Beispiel, was mögliche Behinderungen angeht. Am Wichtigsten ist das Prüfverfahren aber wohl für das Kind, das bei Pflegeeltern aufwachsen wird.
"Man lernt, sich selbst realistisch einzuschätzen. Jedes Kind bringt einen unterschiedlichen Rucksack mit, was die Vorgeschichte angeht."
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