Stellt euch vor ihr seid 20 – und müsst quasi von heute auf morgen ein Mode-Atelier auf der Berliner Friedrichstraße führen, gleich neben den ganzen Edelboutiquen. Meroda Tekin ist genau das passiert, sie hat den Designermodeladen ihrer Mutter übernommen, als diese schwer krank wurde. Heute, sieben Jahre später, sagt Meroda: "Ich war damals zu jung dafür." So hat sie – mit Höhen und Tiefen – trotzdem ihren Weg gemacht.
Laut der Stiftung Familienunternehmen des ifo Instituts steht aktuell fast die Hälfte der Familienunternehmen vor der Übergabe an die nächste Generation. Die Inhaber*innen werden demnach immer älter – und es wird immer schwieriger, eine familieninterne Nachfolge hinzubekommen.
Manchmal geht das mit der Übernahme eines Familienunternehmens auch schneller als man das eigentlich möchte: Als Meroda Tekin, heute 27 Jahre alt, vor sieben Jahren das Modegeschäft ihrer Mutter übernimmt, steht sie vor einer komplett neuen Situation, mit der sie so nicht gerechnet hatte, erzählt sie.
"Es war natürlich sehr viel auf einmal. Auf der einen Seite, weil man natürlich die Mutter auch irgendwo noch gepflegt hat, und auf der anderen Seite habe ich gerade mein Abitur fertig gemacht."
Das Geschäft kennt sie zwar schon sehr gut – sie ist quasi im Mode-Atelier ihrer Mutter aufgewachsen.
Eine ganz neue Rolle
Dann kommt sie aber plötzlich mit 20 Jahren in eine Führungsposition. Und Menschen, die sie schon lange kennt, muss die jetzt Ansagen machen. Das war teilweise schwierig, sagt Meroda rückblickend. Es ging darum, wirklich ernst genommen zu werden.
"Das waren schon so Challenges, die habe ich davor so nicht erlebt."
Die Kommunikation mit den Mitarbeiter*innen ist immer sehr von Respekt geprägt. Allerdings hat sie zu dem Zeitpunkt nicht selbst designt oder geschneidert, sondern eher geplant. Sie muss sich also erstmal eingrooven: Was sind Kundenbedürfnisse? Wie führe ich so einen Laden geführt? Wie sorge ich dafür, dass das Inventar immer da ist und aufgestockt wird?
Die Fußstapfen der Mutter
Damals denkt sie noch nicht wirklich daran, dass ihre Mutter nicht wieder aus dem Krankenhaus zurückkommt. Sie hält es für eine Phase, die sie irgendwie überbrücken muss. Ihre Mutter steht ihr zur Seite, sie kann mit ihr sprechen, wenn auch nur abends nach dem anstrengenden Job im Atelier.
"Wenn man acht Stunden in einem Geschäft arbeitet, dann kann man eben nicht acht Stunden im Krankenhaus sein. Da hat natürlich Zeit gefehlt, die ich gerne mit ihr verbracht hätte."
Etwa vier Wochen, bevor ihre Mutter stirbt, entscheiden beide gemeinsam, das Mode-Atelier zu verkaufen. Dieser Entschluss sei sehr schmerzhaft gewesen, erzählt Meroda.
"Ich bin danach zu ihr ins Krankenhaus gegangen und sie hat mich in den Arm genommen. Sie hat mich angeguckt und gesagt: Du bist jetzt traurig, oder?"
Merodas Mutter hat ihr Geschäft mit 23 Jahren selbst gegründet, es war ihr Lebenswerk. Heute sagt Meroda: "Ich war damals zu jung dafür." Ein bisschen mehr Background hätte sie sich gewünscht, vielleicht ein Studium, in dem sie gelernt hätte, wie welche Stoffe und Produkte angefertigt werden. "Heute würde ich mir das zutrauen", ergänzt sie.
"Ich habe seit dreieinhalb, vier Jahren mein eigenes Unternehmen. Ich habe studiert. Ich bin ein bisschen erwachsen geworden."
Wie sie ihren Weg gemacht hat und zur Inhaberin eines Designer Resell Stores in Berlin wurde, erfahrt ihr, wenn ihr euch das ganze Gespräch mit Meroda anhört. Einfach oben auf Play klicken!