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Um Überleben zu können, müssen einige Tierarten weit wandern. Sehr weit! Die mongolische Gazelle zum Beispiel legt in riesigen Herden jedes Jahr Hunderte von Kilometern zurück. Wenn sie denn kann. Denn der menschliche Fortschritt engt ihren Lebensraum zunehmend ein. Der Biologe Thomas Müller erforscht diese Tierwanderungen und unseren Einfluss darauf. Er versucht so herauszufinden, wie sich wirtschaftliche Entwicklung und der Erhalt von Artenvielfalt und Ökosystemen besser in Einklang bringen lassen.

Die mongolischen Steppen zählen zu den noch am wenigstens berührten Regionen unseres Planeten. In großen Teilen dieser gigantischen Graslandschaften leben Wildtiere mit Nomaden und ihren Weidetieren im Einklang. Der wirtschaftliche Aufschwung aber verändert die Landschaften und die Lebensweisen.

"Tierbewegungen sind für Biodiversität ganz wichtig."
Thomas Müller, Biologe

Straßen, Schienen, Rohstoffabbau. Das alles gefährdet die weiträumigen Bewegungen der Tiere. Der Frankfurter Biologe Thomas Müller reist regelmäßig in die Mongolei, um die Gazellenwanderungen zu erfoschen. Mit Wissenschaftlern und einheimischen Helfern fängt er in der Steppe Gazellen, stattet sie mit Sendern aus und entlässt sie wieder in die Freiheit. Über GPS kann er dann verfolgen, welche Strecken die Tiere zurücklegen. Bei seinen Reisen wird er auch Zeuge, wie sich immer mehr menschliche Infrastruktur in die Steppe frisst.

Schutzgebiete reichen für weit wandernde Tierarten nicht aus

In seinem Vortrag berichtet Thomas Müller von seinen Forschungsreisen und den gigantischen Wanderungen, die Gazellen, aber auch andere Tiere zurücklegen. So hat er zum Beispiel herausgefunden, dass selbst die größten Schutzgebiete für weit wandernde Tiere einfach nicht ausreichen. Deshalb untersucht er, wie sich der Raumanspruch der Tiere mit dem wirtschaftlichen Fortschritt vereinbaren lässt. Eine Idee: Zugschienen nicht einzäunen, damit die Wanderwege der Tiere nicht blockiert sind.

"Traditionell haben wir uns in der Biologie immer nur angeguckt: Was braucht so ein Tier für ein Jahr? Und danach haben wir Schutzgebietsgrößen berechnet. Das funktioniert hier nicht mehr."
Thomas Müller, Biologe

Thomas Müller lehrt und erforscht Bewegungsökologie und Biodiversitätsschutz am Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum (SBiK-F) der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung und der Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Seinen Vortrag "Auf der Spur der Gazellen - Forschungsreisen in die Mongolei“ hat er am 14 März 2019 als Auftaktvortrag für die Vortragsreihe "Forschungsreisen zur Vielfalt: Auf Humboldts Spuren um die Welt" der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung gehalten.

Weiteres Material zum Vortrag:

Ein Abstract von Thomas Müller Forschung zum Erhalt der Mongolischen Gazelle findet ihr hier.

Die von Thomas Müller im Vortrag angesprochenen Grafiken zum menschlichen Einfluss auf Tierwanderungen könnt ihr hier sehen.

Shownotes
Feldforschung in der Mongolei
Auf der Spur der Gazellen
vom 14. Juli 2019
Moderatorin: 
Katrin Ohlendorf
Vortragender: 
Thomas Müller, Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum