Musikfans müssen für Festivalkarten in diesem Jahr oft mehr Geld ausgeben als gewöhnlich. Besonders bei kleineren Festivals sind die Ticketpreise angestiegen. Die Veranstalter der Festivals profitieren aber nicht immer von den höheren Preisen.

Bei Konzerttickets ist Dynamic Pricing aktuell wieder ein Thema. Bei der Verkaufsstrategie orientiert sich die Höhe des Ticketpreises an der Nachfrage. Werden Karten für Shows großer Popstars zu ungewöhnlich hohen Preisen angeboten, kann das ein Hinweis für Dynamic Pricing sein.

Festivalticketes teuerer als vor der Pandemie

Bei Tickets für Musikfestivals fällt in diesem Jahr auch auf, dass die Preise gestiegen sind. Wer zum Beispiel auf das Hurricane-Festival möchte, zahlt 249 Euro für ein Wochenendticket. Das sind 20 Prozent mehr als im Vor-Corona-Jahr 2019. Für ein Ticket für Rock am Ring ist der Preis ähnlich gestiegen.

Die Preissprünge sind bei kleineren Festivals noch deutlicher. Für das Immergut Musikfestival kostet eine Karte aktuell 125 Euro. Das sind 40 Prozent mehr als vor der Pandemie. Beim Appletree Garden ist das Festivalticket um mehr als die Hälfte teuerer geworden.

"Da schluckt man schon. Auch weil noch andere Kosten dazu kommen wie Camping und Ausrüstung. Das geht ins Geld."
Festivalgängerin über die hohen Ticketpreise

Die Musikfans kaufen trotzdem weiter Tickets, wenn auch verhaltener. "Es gab Jahre, da waren viele Festivals schon im Januar oder Februar ausverkauft. Das ist in diesem Jahr anders", sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Dominik Peters.

Gewinn nicht immer gegeben

Es stellt sich also die Frage, was der Grund für die höheren Preise ist. Anders als bei Konzerten geht es bei den Ticketpreisen für Festivals nicht um Dynamic Pricing. Die Veranstalter*innen begründen die höheren Preise damit, dass die Kosten für die Umsetzung der Festivals gestiegen sind.

Neben den Gagen für die Künstler*innen verstecken sich dahinter Kosten für die gesamte Infrastruktur des Festivalgeländes wie Toiletten, Duschen, Bauzäune, Zelte. Hinzu kommen außerdem Kosten für die Verpflegung der Künstler*innen und ehrenamtlichen Helfer*innen sowie Kosten für Promo, Bändchen, Tickets, Programmhefte. Ein weiterer Kostenfaktor sind zudem Abgaben an die Gema, Künstlersozialkasse, Versicherungen.

"Ich war lange nicht mehr auf einem Festival und das Line-up ist gut. Jeder setzt seine eigenen Prioritäten, wenn es darum geht, wofür man Geld ausgibt."
Musikfan, die sich ein Ticket für ein Festival gekauft hat trotz höherer Preise

In manchen dieser Bereiche sind die Preise um das Doppelte gestiegen im Vergleich zu der Zeit vor der Pandemie. Deswegen sind auch die Tickets teurer geworden, sagt Lisa Canehl vom Team des Appletree-Garden-Festivals. "Es ist eine Summe aus verschiedenen Gründen, die dazu führen, dass wir eine Schätzung machen mussten und gesagt haben: Das ist das Minimum, mit dem wir unser Festival realisieren können, ohne allzu große Abstriche zu machen in unserem Anspruch."

Das hat ein Festival für Kosten

Das kleine Festival deckt die Kosten zu etwa zwei Drittel über die Ticketeinnahmen ab. Ein weiterer kleiner Teil wird mithilfe von Fördergeldern bezahlt. Die restlichen Kosten soll der Getränkeverkauf auf dem Festivalgelände wieder ausgleichen. Über diese verschiedenen Einnahmequellen kommt ungefähr so viel Geld rein, wie die Veranstalter*innen für das Festival in Diepholz ausgeben. Von einem Gewinn gehen sie nicht aus.

Beim größeren Hurricane-Festival ist das anders. Hier ist der Gewinn laut Veranstaltungsagentur FKP Scorpio in den Berechnungen eingepreist. Allerdings müsste das Festival ausverkauft sein, damit es in der aktuellen Situation auch zu einem Gewinn komme.

Wer sich die Kosten für ein Festivalticket nur schlecht leisten kann, für den bieten manche Veranstalter*innen auch Soli-Tickets an, das gibt es zum Beispiel beim Haldern Pop Festival. Hierfür können Fans freiwillig ein etwas teureres Ticket kaufen als zum Standard-Preis und finanzieren so günstigeres Ticket für Menschen mit weniger Geld.

Shownotes
Musik
Ticketpreise bei Festivals sind deutlich gestiegen
vom 03. April 2023
Moderator: 
Markus Dichmann
Gesprächspartner: 
Dominik Peters, Deutschlandfunk Nova