Iseltwald und Hallstatt sind beschauliche Dörfer, doch seit sie als Filmkulisse dienten, werden sie von Touris überschwemmt. Ein verbreitetes Phänomen, das oft zu Problemen führt.

In Iseltwald in der Schweiz leben gerade einmal 400 Menschen. Doch seitdem das Örtchen als Hintergrund für eine Filmszene einer erfolgreichen, südkoreanischen Serie diente, strömen jeden Tag Busladungen voller Tourist*innen aus Korea und anderswo in das kleine Dorf. Dabei handelt es sich nur um eine ganz kurze Szene: Der Hauptdarsteller spielt auf einem malerischen Steg am Wasser Klavier.

"Wir sind nach Hause gekommen und wir denken, was springt auf unserem Trampolin? Es sind zwei kleine Kinder. Die Eltern auf der anderen Seite von dem Zaun und machen Fotos und haben Freude, dass die Kinder in unserem Garten springen."
Anwohnerin aus Hallstatt in Österreich

Noch mehr ist in Hallstatt in Österreich (unser Titelbild) los: Das Dorf diente angeblich als Vorlage für das Reich von Prinzessin Elsa aus dem Animationsfilm "Frozen 2". Bereits vor Frozen war der Ort ziemlich überlaufen, doch nun werden noch mehr Tourist*innen angelockt. Zuletzt kamen jährlich eine Million Besucher*innen in das 700-Einwohner-Dorf.

Mit Beschränkungen und Eintritt gegen Overtourism

Sowohl Iseltwald als auch Hallstatt versuchen durch Beschränkungen und Eintrittsgelder die Tourist*innen zu begrenzen. In Iseltwald etwa müssen Tourist*innen für den gefragten Steg nun anstehen und fünf Franken Eintritt bezahlen. Es wurden zudem neue Busverbindungen eingerichtet.

In Hallstatt müssen Busunternehmen vorab einen Slot buchen, um die Gemeinde überhaupt anfahren zu dürfen. Zwischenzeitlich wurde eine Holzwand an einem beliebten Selfie-Spot errichtet, um die Touristen vom Fotografieren abzuhalten.

"Es sind vor allem die Social Media, die dieses Verhalten triggern. Viele denken, wenn so viele andere bereits an diesem bestimmten Ort waren, müssen sie es auch."
Rainer Hartmann, Tourismus-Professor an der Hochschule Bremen

Rainer Hartmann ist Tourismus-Professor an der Hochschule Bremen. Er sagt: Massentourismus gab es schon immer, auch an Film-Drehorten. Doch durch die sozialen Medien wird das Phänomen weiter verstärkt. Das gilt nicht nur für kleine Bergdörfer, sondern auch für Orte in großen Städten.

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So erlangte eine bis dahin unscheinbare Treppe in der Bronx durch die Filmszene aus "Joker" weltweiten Ruhm. Als Joker tanzt Joaquin Phoenix diese Treppe herunter – und seitdem auch eine Menge Tourist*innen, die es ihm gleich tun wollen.

Die Joker-Treppe ist seitdem oft voll mit Menschen und Foto-Stativen und behindert so manchen auf seinem Arbeits- oder Heimweg. Ein Anwohner beschwerte sich im US-Fernsehen: "Früher wollte niemand hierher, in die dreckige Bronx. Aber jetzt kommen sie plötzlich, die weißen Touris mit ihrem teuren Foto-Equipment." Sogar die US-Abgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez hat Tourist*innen gebeten, sich von der Treppe fernzuhalten.

Benehmen erwünscht

Filmorte werden oft nicht nur überfüllt, sie verleiten einige Tourist*innen auch zu skurrilen Handlungen. So wie in Albuquerque: In einer Szene der erfolgreichen Serie "Breaking Bad" schmeißt Drogen-Koch Walter White wütend eine Pizza auf das Dach eines Hauses dort.

Es hat nicht lange gedauert, bis Film-Touris genau diese Szene nachgeahmt haben. Zum großen Ärgernis der Anwohnerin. Vor einigen Jahren hat sie deshalb einen zwei Meter hohen Eisen-Zaun errichten lassen.

Shownotes
Filmtourismus
Wenn die Heimat zum Touri-Ort wird
vom 06. Juli 2023
Autor: 
Johannes Döbbelt