Die Dispozinsen sind aktuell noch einmal angezogen worden: Bis zu 15 Prozent verlangen die Banken. Viele wissen aber gar nicht, welche Auswirkungen das haben kann, meint Wirtschaftsjournalist Nicolas Lieven. So kann es sich lohnen, einen Ratenkredit abzuschließen, statt den Dispo auszureizen.
Die Waschmaschine geht kaputt und wir müssen sie entweder kostspielig reparieren lassen oder eine neue kaufen. Das sind Kosten, mit denen wir möglicherweise nicht gerechnet haben. Das Geld auf dem Girokonto reicht dafür nicht, und schon rutschen wir in den Dispokredit hinein. Es kann Wochen oder Monate dauern, bis wir wieder im Plus sind. Der Fall wäre ein typisches Beispiel für die Nutzung eines Dispos.
Im Oktober sind die Dispozinsen erneut erhöht worden. Wie viel uns das tatsächlich kostet, wissen viele von uns gar nicht, sagt Nicolas Lieven. Es zu wissen, wäre aber gut, findet der Wirtschaftsjournalist, weil statistisch gesehen jeder Siebte mit rund 1.500 Euro im Dispokredit steckt. Das ergab eine repräsentative Studie, für die im Auftrag der Verbraucherzentrale Bundesverband rund 1000 Menschen befragt wurden. Rund die Hälfte der Befragten hatten gestiegene Lebenshaltungs- und Energiekosten als Grund angegeben.
Bis zu 15,5 Prozent Zinsen für Dispositionskredit
Die Stiftung Warentest stellte fest, dass die Spanne für Dispozinsen von 4 Prozent bis hin zu 15,5 Prozent reicht. Der Wirtschaftsjournalist Nicolas Lieven hält es aber für ziemlich unwahrscheinlich, dass ein Zins von 4 Prozent für den Dispo von Banken gewährt werde.
Er geht eher davon aus, dass Dispozinsen bei 7 bis 8 Prozent starten. Wer den Höchstsatz beim Dispozins zahle, also 15 Prozent, der muss jährlich mit Kosten von rund 225 Euro rechnen, wenn er oder sie 1.500 Euro des eigenen Dispokredits nutzt, rechnet der Experte vor.
"Wenn du deinen Dispo überzogen hast, dann kommt die geduldete Überziehung. Und dann wird es noch mal richtig teuer: Dann kommen meistens noch einmal so 5 Prozent obendrauf."
In der Befragung des Verbraucherzentrale Bundesverbands gaben 9 Prozent der Befragten an, dass sie davon ausgehen, dass sie die gestiegenen Kosten auf Dauer nicht tragen können. Und wer zudem den Disporahmen überziehe, gerate in die sogenannte geduldete Überziehung. Dafür zahle man dann erneut deutlich mehr. Es können etwa zusätzliche 5 Prozent hinzukommen. "Da sind wir dann ganz schnell bei 16 bis 20 Prozent.", sagt der Wirtschaftsjournalist.
Manche Politiker fordern Deckel für Dispozinsen
Das Thema sei inzwischen auch in der Politik angekommen. Es gebe Stimmen, die einen Deckel für Dispozinsen fordern, sagt Nicolas Lieven. Die Verbraucherzentralen sehen das anders: Sie sind gegen einen Dispo-Deckel und plädieren eher dafür, den Rahmen für den Dispositionskredit zu beschränken. Das heißt, wie viel Geld wir als Dispo maximal zur Verfügung gestellt bekommen. Das Argument: Ist der Betrag möglichst gering, kann es Bankkundinnen und -kunden leichter fallen, ihn wieder auszugleichen.
Der Wissenschaftsjournalist Nicolas Lieven sieht eine gewisse Verantwortung auch bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern. Neben der Tatsache, dass viele nicht wissen, wie hoch die Zinsen für ihren Dispokredit sind, sagt er auch, dass viele wohl auch zu langsam oder gar nicht reagieren, wenn sie in den Dispo ihres Girokontos geraten.
Ratenkredit prüfen und Zinsen vergleichen
Grundsätzlich bestehe ja auch die Möglichkeit, einen Ratenkredit abzuschließen, der mehr Zeit gibt, die Schulden abzubezahlen. "Die Zinsen sind dabei deutlich niedriger", sagt Nicolas Lieven. Mann könnte außerdem zu einer Bank mit besseren Konditionen zu wechseln. Viele nutzen diese Optionen aber nicht, weil sie glauben, dass sie ihren Dispokredit schnell wieder ausgleichen können, so der Wirtschaftsjournalist.
"Also da ist so ein bisschen "Verlass" auf uns, dass wir tatsächlich zu lahm reagieren. Und damit machen die Banken - das kann man gar nicht anders sagen - ein richtig gutes Geschäft."