Bankkarte, Klarna, Paypal oder Kreditkarte: Elektronisches Bezahlen wird immer beliebter. Trotzdem wollen 90 Prozent der Menschen auch bar zahlen können, sagt Dorothea Mohn vom Verbraucherzentrale Bundesverband. Auch Schweden macht Bargeld gerade wieder groß.
Gut 63 Prozent des Umsatzes im Einzelhandel in Deutschland sind Kartenumsätze. Viele Kundinnen und Kunden zahlen also elektronisch. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Umfang elektronischer Zahlungen um 1,7 Prozent größer geworden, hat das Handelsforschungsunternehmen EHI Retail ermittelt. Deutlicher ist die Zunahme beim Zahlen mit dem Handy, dem Mobile Payment: Aktuell beläuft sich der Anteil auf 12,9 Prozent, im Vorjahr waren es noch 7,5 Prozent der unbaren Bezahlvorgänge.
Bargeld hat (auch) Vorteile
Auf die Möglichkeit, mit Bargeld zu bezahlen, möchte dennoch nur eine Minderheit verzichten, erklärt Dorothea Mohn. Sie ist leitet das Team Finanzmarkt des Verbraucherzentrale Bundesverbands.
"Die Leute sagen trotzdem, dass es ihnen wichtig ist, weiterhin auch bar bezahlen zu können. Das sind ungefähr 90 Prozent."
Die Verbraucherinnen und Verbraucher geben dafür laut Dorothea Mohn verschiedene Gründe an:
- Wunsch nach finanzieller Übersicht
- Vorteile beim Erlernen des Umgangs mit Geld für Kinder
- Geldgeschenke sind schöner als Überweisungen
- Konsumverhalten kann anonymer bleiben
"Bargeld kann anonym verwendet werden. Dafür gibt es ja durchaus hin und wieder Gründe."
Zwar entstehen durch das Wirtschaften mit Bargeld auch gewisse öffentliche Kosten, doch auch der elektronische Zahlungsverkehr sei keinesfalls kostenneutral. "Im Hintergrund wird hübsch daran verdient – einmal durch die Gebühren, aber auch durch die Daten, die verwendet werden", erklärt Dorothea Mohn.
Auch Hygiene und Steuerbetrug sind für Dorothea Mohn keine schlagenden Argumente gegen Bargeld. Sie erinnert daran, dass Covid über die Luft und keineswegs über Schmierinfektionen übertragen worden ist. Beim Thema Steuerhinterziehung und Schwarzgeld hält sie es für möglich, dass die Verbindung einer Bonpflicht mit einer Lotterie lindernd wirken könnte.
Digitales Schweden: Rolle rückwärts beim Bezahlen
Sie weist darauf hin, dass Schweden – ein Land, das früh auf das digitale Bezahlen setzte und in dem inzwischen sogar der Wochenmarkteinkauf digital möglich ist – gerade bei diesem Thema eine Rolle rückwärts hinlegt: Um sich vor Stromausfällen und Sabotageakten zu schützen, will man sich dort von elektronischen Zahlungsmethoden wieder unabhängiger machen und zurück zum Bargeld.
"Deswegen geht man [in Schweden] an dieser Stelle zurück und setzt auf Stärkung des Bargeldes."