Mit Bargeld bezahlen viele noch immer gern. Allerdings verschwindet es zunehmend aus dem öffentlichen Raum: Geldautomaten werden entfernt und Geschäfte setzen auf digitale Zahlung. Eine Initiative setzt sich dafür ein, dass es weiter beide Optionen gibt.

"Bezahlen bei uns geht nur mit Karte!" – so oder so ähnliche Hinweise lesen sich in Cafés, Restaurants oder Geschäften immer häufiger. Im Einzelhandel ist das Bezahlen mit Bargeld in den vergangenen mehr als 15 Jahren kontinuierlich weniger geworden, das zeigt eine Erhebung von EHI Retail, einem Forschungs- und Bildungsinstitut.

Danach hatte das Bargeld im Vergleich zu anderen Zahlungsarten 2005 noch einen Anteil von rund zwei Drittel. 2022 ist dieser Anteil auf etwas mehr als ein Drittel zurückgegangen. Der Anteil der Zahlungen mit EC-Karte oder per Smartphone hat sich dagegen im gleichen Zeitraum vervierfacht: Er ist von rund 11 Prozent auf knapp 45 Prozent angestiegen.

An Bares zu kommen, ist oft schwer

Gleichzeitig scheint Bargeld in Deutschland noch beliebt. Darauf deutet etwa eine nichtrepräsentative Online-Befragung der Unternehmensberatung Strategy von 2022 hin. Demnach bezahlt etwa die Hälfte der über 400 Befragten in Deutschland damals am liebsten in bar.

Allerdings ist es schwieriger geworden, an Geldscheine zu kommen. "Dass Bargeld mehr und mehr verschwindet, dass Geldautomaten abgebaut werden, dass Händler Scheine und Münzen teilweise komplett ablehnen, stört bei uns vergleichsweise viele Menschen", sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Martina Schulte.

Dazu hat der Verbraucherzentrale Bundesverband im November 2023 eine internetrepräsentative Onlinebefragung durchführen lassen, an der 1.000 Menschen teilgenommen haben. Ein Viertel von ihnen gibt an, dass sie mittlerweile weitere Wege auf sich nehmen müssen, wenn sie Geld abheben möchten. Ungefähr gleich viele Befragte sind außerdem im vergangenen halben Jahr mindestens ein Mal in der Situation gewesen, dass sie mit Bargeld bezahlen wollten, das aber in dem Geschäft nicht möglich war.

Bar und Karte: Es soll beides geben

Der Verbraucherzentrale Bundesverband fordert daher, dass es weiterhin beide Bezahloptionen geben soll: bar und mit Karte. Laut der Verbraucherzentrale habe Bargeld den Vorteil, dass Bezahlen damit einfach sei und vor allem auch anonym. Besonders Letzteres ist auch einer der Gründe, warum Bargeld von vielen immer noch geschätzt wird, sagt Martina Schulte. Infos zu individuellen Vorlieben würden anders als bei einer Karten- oder Handyzahlung nicht gesammelt.

Würden wir nur noch mit Karte bezahlen können, würde das außerdem bestimmte Gruppen ausschließen, wie etwa Menschen, die nicht so technikaffin sind oder eine niedrige Kreditwürdigkeit haben. Die Verbraucherschützer*innen fordern deshalb eine "Akzeptanzflicht für Bargeld" in Europa.

Initiative für den Erhalt von Bargeld

Sie sind auch Teil einer neu gegründeten Initiative der Deutschen Bundesbank, dem Nationalen Bargeldforum. Neben den Verbraucherzentralen setzen sich hier Banken, Einzelhändler und auch Betreiber von Geldautomaten für den Erhalt von Bargeld ein.

Bargeld ist übrigens auch auf EU-Ebene ein Thema. Die Europäische Kommission will den Euro als Bargeld stärken und ihn weiterhin als gesetzliches Zahlungsmittel einstufen. Damit wären dann die Mitgliedsstaaten dazu verpflichtet, sicherzustellen, dass wir weiterhin an Bargeld kommen.

Shownotes
Nationales Bargeldforum
Eine Initative möchte das Bargeld retten
vom 19. Februar 2024
Moderatorin: 
Anke van de Weyer
Gesprächspartnerin: 
Martina Schulte, Deutschlandfunk Nova