In der Camargue in Frankreich gibt es derzeit ein besonderes Flamingo-Spektakel zu beobachten: Dort sind gerade fast dreimal so viele Vögel versammelt wie in den vergangenen Jahren. Das kann auch mit der Corona-Pandemie zusammenhängen.
In Europa gibt es die größte Flamingopopulation außerhalb von Zoos. Der Flamingo-Hotspot Südeuropas ist die Camargue in Frankenreich. Hier leben normalerweise um die 15.000 Flamingos mit 1.500 Küken, dieses Jahr haben sich dort aber ganze 40.000 Flamingos mit 12.000 Küken versammelt. Elke Happe, stellvertretende Leiterin der biologischen Station Zwillbrock in Vreden, beobachtet von ihrer Station aus die 50 bis 60 Flamingos, die in Vreden jedes Jahr zum Brüten kommen.
Sie sagt: Es ist nicht unnormal, da die Flamingo-Populationen oft starken Schwankungen unterliegen und deshalb auch mal so hoch sein können wie derzeit in der Camargue. Das liegt vor allem an den unterschiedlichen Umweltbedingungen.
Viel Wasser und eine Insel
Damit sich Flamingos in ihrer Umwelt wohlfühlen und überleben können, sind sie zum einen auf Flachwasserbereiche mit einem gewissen Wasserstand angewiesen, erklärt Elke Happe. Fehlendes Wasser durch beispielsweise zu starke Trockenheit, aber auch zu viel Wasser könnten für die Tiere problematisch werden.
"Flamingos sind darauf angewiesen, dass sie Flachwasserbereiche haben mit einem entsprechend guten Wasserstand."
Eine gute Nahrungsgrundlage wird ebenfalls durch das Wasser bestimmt. Gibt es darin genügend Plankton, können sich die Flamingos gut ernähren. Um ihren Nachwuchs auszubrüten, brauchen die Vögel zudem eine Brutinsel, auf der sie brüten können.
Corona-Pandemie könnte Ruhe gebracht haben
Vor allem brauchen Flamingos sehr viel Ruhe, sagt Elke Happe. Deshalb kann auch ein Grund für die explodierende Zahl der Flamingos in der Camargue die Ruhe sein, die sich vor allem durch die fehlenden Besucher und Besucherinnen eingestellt hat.
"Der Grund, warum die Zahlen explodieren, kann auch die Corona-bedingte entstandene Ruhe sein."
Auch in Spanien, wo in bestimmten Gebieten durch den Lock-Down so gut wie keine Besucher mehr unterwegs waren, gebe es deshalb Nachrichten von einer ansteigenden Flamingo-Population, berichtet Elke Happe.
Kein Platzstreit unter den Flamingos
Die Flamingos selbst lassen sich von ihren vielen Artgenossen aber nicht stressen. Sie sind das Leben und Brüten in großen Gruppen gewöhnt und brauchen es auch.
"Untereinander ist es für die Flamingos kein Problem. Sie sind ja das Brüten in der Gruppe gewöhnt, das brauchen sie auch."
Was allerdings begrenzt sein könnte, wenn sich so viele Flamingos an einem Ort aufhalten, ist die Anzahl der Brutplätze.
Nicht genügend Wasser in Vreden
Bei Elke Happe in Vreden in Nordrhein-Westfahlen an der Grenze zu den Niederlanden sieht die Situation derzeit etwas anders aus. Elke Happe hat ein schlechtes Brutergebnis registriert, da der See dieses und auch schon letztes Jahr vollständig ausgetrocknet ist. Das hat auch dazu geführt, dass Räuber wie der Fuchs leichter an die Flamingos und ihre Brut herankommen konnten.
Damit um die Brutinsel der Flamingos das Wasser bestehen bleibt, haben Elke Happe und ihre Kolleginnen einen Graben um die Insel gegraben. Das reicht jedoch nicht aus, sagt sie, deshalb sind bereits weitere Maßnahmen geplant. "Ohne Wasser von oben" wird das allerdings nicht funktionieren.