Methylcellulose ist ein Zusatzstoff, der etwa in Kosmetika oder Kleister drin ist – aber auch in Fleischersatzprodukten. Ist das gesund?

"Die Wahrheit über vegane Ersatzprodukte" will die Content Creatorin Bambis FoodLab auf Tiktok gefunden haben. Sie bezeichnet sich auf Instagram als Ernährungsberaterin und beschwert sich in einem Video darüber, dass Methylcellulose (E 461) häufig in Ersatzprodukten verwendet wird. Daraus folgert sie: "Vegane Ersatzprodukte sind keine echten Lebensmittel." Ihr Video wurde rund 1,6 Millionen angeklickt und mehr als 70.000 Mal geliked.

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Wir haben mit dem Lebensmitteltechniker Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg darüber gesprochen und erstmal geklärt, was genau Methylcellulose ist. Der Zusatzstoff wird aus Cellulose hergestellt, also Pflanzenfasern. Es handelt sich um ein weißes Pulver, das sich in kaltem Wasser auflöst. Der Stoff wird zum Beispiel in Tapetenkleistern als Klebe- und Bindemittel verwendet.

Warum Methylcellulose häufig in veganen und vegetarischen Lebensmitteln vorkommt

Aber Methylcellulose dient auch als Verdickungsmittel und Emulgator in verschiedenen Kosmetikprodukten – und eben auch in Lebensmitteln. Laut dem Lebensmitteltechniker wird der Zusatzstoff zum Beispiel bei Diätprodukten, in Füllungen oder in Desserts oft verwendet, sehr häufig auch in vegetarischen oder veganen Lebensmitteln.

"Der Stoff ist so ein bisschen ein Tausendsassa, der immer mehr an Bedeutung gewonnen hat, gerade weil wir viele vegane Lebensmittel im Verkauf haben und die sehr häufig auf Methylcellulose zurückgreifen."
Armin Valet, Lebensmitteltechniker bei der Verbraucherzentrale Hamburg

Dass Methylcellulose besonders gesundheitsschädlich ist, kann der Lebensmitteltechniker nicht bestätigen. In normalen Mengen mache der Stoff kein Problem. Er betont aber auch, dass es negative Auswirkungen auf den Darm haben kann, wenn wir sehr häufig hochverarbeitete Lebensmittel zu uns nehmen. Dazu gehören aber auch noch viele andere Zusatzstoffe, die in der Lebensmittelindustrie verwendet werden, wie Süßstoffe, Farbstoffe oder Geschmacksverstärker. Die sieht der Fachmann kritischer als Methylcellulose.

Methylcellulose wirkt in hohen Mengen abführend

Bei Methylcellulose ist es so, dass der Zusatzstoff eher abführend wirkt, wenn er in hohen Mengen verzehrt wird, so der Lebensmitteltechniker. Grundsätzlich ist laut Armin Valet wichtig, dass wir bei unserer Ernährung eher auf natürliche Lebensmittel setzen.

"Wichtig ist, dass man sich überwiegend natürlich ernährt und nicht ständig Lebensmittel zu sich nimmt, die eine riesenlange Zutatenliste haben mit vielen verschiedenen Zusatzstoffen, weil da natürlich viele Fragen noch offen sind.
Armin Valet, Lebensmitteltechniker bei der Verbraucherzentrale Hamburg

Die Aussage der Tiktokerin, vegane Ersatzprodukte seien keine Lebensmittel, kann Armin Valet nicht teilen. Er meint, solche Behauptungen beruhen nicht auf wissenschaftlichen Aussagen. Und: Der Lebensmitteltechniker sieht auf jeden Fall die Tendenz, dass in veganen Lebensmitteln immer weniger Zusatzstoffe verwendet werden. Methylcellulose sei noch sehr häufig vorhanden, weitere Zusatzstoffe finde man aber kaum.

Vegane Lebensmittel keine natürlichen Lebensmittel

Laut dem Lebensmitteltechniker muss allen aber trotzdem klar sein: Vegane Lebensmittel sind keine natürlichen Lebensmittel und werden technisch hergestellt. Sie sind deshalb aber nicht automatisch gesundheitsgefährdend. Außerdem haben Zusatzstoffe in Lebensmitteln besondere Hygieneauflagen.

Shownotes
Umstrittener Zusatzstoff
Methylcellulose in Fleischersatz: Das passiert im Körper
vom 27. November 2023
Moderatorin: 
Jenni Gärtner
Gesprächspartner: 
Armin Valet, Lebensmittelchemiker bei der Verbraucherzentrale Hamburg