Fleischfressende Pflanzen leben in Mooren und Feuchtgebieten. Aber diese Lebensräume werden immer seltener – durch den Klimawandel oder weil sie trockengelegt werden. Forschende warnen, dass damit auch viele der Pflanzen bedroht sind. Matze Maier kennt sich bestens mit fleischfressenden Pflanzen aus und züchtet sie in seinem Gewächshaus in Ludwigsburg.
Schon als Kind hat Matze sich für Karnivoren – so der Fachbegriff – interessiert. Mit acht Jahren bekam er seine erste Venusfliegenfalle, die jedoch nach kurzer Zeit wieder einging.
"Meine erste Venusfliegenfalle ist ziemlich schnell wieder kaputtgegangen. Einfach aus dem Unwissen heraus, wie man die kultivieren muss."
Heute weiß Matze, dass die Pflanzen aus dem Baumarkt oft nicht lange halten. Vor allem, weil viele Menschen – so wie auch er damals als Kind – nicht wirklich wissen, was die Pflanzen brauchen, um zu überleben.
"Gerade die Venusfliegenfalle, die mit den Klappen, die so zuschnappt, die ärgert man dann auch sehr gerne", erinnert er sich. Heißt: Mit dem Finger tippt man ans Blatt. Und weil die Pflanze denkt, es sei eine Fliege, schnappt sie zu. Das ist faszinierend, aber nach etwa acht bis zehn Mal zuschnappen, stirbt das Blatt dann ab, erklärt Matze. Denn für die Venusfliegenfalle bedeutet jedes Zuschnappen einen großen Energieaufwand. Wenn sie aber keine neue Energie – in Form eines Insekts – als Ausgleich bekommt, stirbt die Pflanze.
"Die Pflanze muss dafür sehr viel Energie aufwenden. Und wenn nichts drin ist, was sie dann verdauen kann – wie ein kleines Insekt, wo sie wieder Energie rauszieht – dann ist es ein Verlustgeschäft."
Was bei den Karnivoren auch oft schief läuft: "Alle fleischfressenden Pflanzen sind extrem sonnenhungrige Pflanzen", sagt Matze. Das heißt, wenn sie irgendwo in der Wohnung an einem dunklen Ort stehen, gefällt ihnen das auch nicht.
Die Pflanzen brauchen Regen- statt Leitungswasser
Fleischfressende Pflanzen sind Moor- und Sumpfbewohnerinnen und brauchen ein feuchtes Milieu. Matze rät deswegen, den Topf am besten in Untersetzer zu stellen, in dem immer ein bisschen Wasser steht. Aber: Die Pflanzen sollten nicht mit Leitungswasser, sondern nur mit Regenwasser gegossen werden, weil Karnivoren kein Kalk vertragen
"Falsche Kulturbedingungen und dann immer das Ärgern. Das führt natürlich zum schnellen Tod von der Pflanze."
Nachdem die ersten zwei fleischfressenden Pflanzen eingegangen waren, hat Matze dann schon als kleiner Junge angefangen, sich Informationen über Karnivoren anzulesen. Im Bücherbus der Stadtbücherei, der einmal pro Woche bei ihm im Ort Halt machte, gab es genau zwei Bücher. "Die habe ich quasi in Dauerschleife ausgeliehen, ich habe die verschlungen und konnte sie sogar auswendig", sagt Matze Maier.
Heute kennt er sich bestens aus. Er erklärt, dass die am häufigsten vorkommende fleischfressende Pflanze der Sonnentau ist, die lebt auf jedem Kontinent – nur nicht in der Antarktis. Auch bei uns in Deutschland wächst der Sonnentau.
Die Fangtechniken der Karnivoren
Der Sonnentau nutzt eine Klebefalle, um an Nahrung zu kommen: Er glitzert leicht in der Sonne. Insekten werden von Duftstoffen und von diesem Glitzern angelockt – weil sie denken, dass es sich um Wassertropfen handelt. Und dann bleiben sie an der Pflanze kleben.
Schlauchfallen
Die Schlauchfallen funktionieren nach einem anderen Prinzip. Ein Beispiel ist die Pflanze "Sarracenia" (unser Titelbild): Die Pflanzen leben vor allem in den USA und Kanada. Sie sind länglich, innen hohl und erinnern so an einen Schlauch. Teilweise werden sie mehr als einen Meter hoch. Auch hier werden Insekten von Duftstoffen angezogen, auf der Pflanze angekommen, rutschen sie dann einfach hinunter ins Innere. Weil die Pflanzen einen sehr rutschigen Rand haben, kommen die Insekten nicht mehr hinaus.
"Da hat man schon öfter mal Skelette gefunden, von Mäusen, Ratten oder auch Affenbabys – ab und zu kann das durchaus mal passieren."
Auf der Insel Borneo wächst eine fleischfressende Pflanze, die sich "Nepenthes raja" nennt. Sie wächst nur hier, auf einem Berg. Teil der Pflanze ist eine sogenannte Kanne, die an einen Topf mit zackigem Rand erinnert. In der Kanne befindet sich die Magenflüssigkeit der Pflanze. Eigentlich lockt sie Insekten an, aber bei größeren Exemplaren, so Matze Maier, kann es durchaus vorkommen, dass auch mal eine Maus, eine Ratte oder sogar ein Affenbaby in der Kanne landet - und von der Pflanze gefressen wird.