Bei den Olympischen Winterspielen in Südkorea geht es für Nordkorea mehr um Propaganda als um Sport: 229 nordkoreanische Cheerleaderinnen feuern die gerade mal 22 nordkoreanischen Olympiateilnehmer an - obwohl die fast keine Medaillenchancen haben.

"Wir sind eins", "vereint sei unser Vaterland" singen die 229 nordkoreanischen Cheerleaderinnen, die extra für die Olympischen Spiele im südkoreanischen Pyeongchang eingereist sind. Auf den Zuschauertribünen feuern sie ihre Sportler mit fröhlichen Liedern und in einer bestens abgestimmten Klatschperformance an. Die 229 hübschen, jungen Frauen - die "Armee der Schönen" genannt - sollen das Image Nordkoreas bei den Olympischen Winterspielen aufbessern und für Stimmung sorgen. 

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Die New York Times bezeichnet sie als eine Mischung aus "Stewardessen der 60er Jahre, den Cheerleadern der Dallas Cowboys und der Roten Armee". Keine der Frauen ist kleiner als 1,63 Meter und alle stammen aus Familien, bei denen kein Zweifel an ihrer Regimetreue besteht. Auch die Frau von Machthaber Kim Jon Un soll früher eine von ihnen gewesen sein.

Nordkorea dürfte kaum Chancen auf Medaillen bei Olympia haben

Die Klatschkommandos feuern die insgesamt 22 nordkoreanischen Sportler an, die in Pyeongchang dabei sind: Skilangläufer, Eishockeyspielerinnen, Shorttrack und Ski-Alpin-Teilnehmer und ein Eiskunstlaufpaar. Die Eiskunstläufer sind die einzigen, die sich regulär qualifiziert haben. An die übrigen Teilnehmer wurden Wildcards ausgegeben. Chancen auf Medaillen kann sich allerdings keiner der nordkoreanischen Sportler ausrechnen.

Und trotz der kurzfristigen Teilnahme der Nordkoreaner: "Man darf sich das nicht so vorstellen, wie bei normalen Nationen, die hierher kommen und im Olympischen Dorf wohnen", sagt Deutschlandfunk-Nova-Sportreporterin Kerstin von Kalckreuth. Die nordkoreanischen Sportler werden nämlich abgeschirmt.

"Die Nordkoreanerinnen und Nordkoreaner sind hermetisch abgeschirmt."
Kerstin von Kalckreuth

Wenn sie Sportler auftreten, haben sie eine Armada von Sicherheitsleuten um sich herum, berichtet Kerstin von Kalckreuth aus Pyeongchang. "Man kann die Athleten nicht einfach so ansprechen."

Spielen zusammen, leben getrennt

Die nordkoreanische Eishockeymannschaft tritt bei Olympia gemeinsam mit Spielerinnen aus Südkorea an - der Kontakt des Teams beschränkt sich aber auf das Wesentliche: Die Spielerinnen trainieren, essen und spielen zusammen - alles andere machen sie getrennt.

Nordkorea bei Olympia
Neben der "Armee der Schönheiten" sind natürlich auch Sportler nach Südkorea zu den Olympischen Spielen gereist. Im Hintergrund zu sehen: das ebenfalls mitgereiste Orchester.

Neben Cheerleaderinnen und Sportlern sind Trainer und Betreuer angereist. Ein nordkoreanisches Orchester war zwischenzeitlich dabei und eine Delegation aus hochrangigen Politikern - darunter Kims kleine Schwester Kim Yo Jong. Sie übermittelte Südkoreas Präsident Moon Jae In eine Einladung ihres Bruders nach Nordkorea. 

Kommt die richtige Annäherung?

Überhaupt ist das Thema Annäherung ganz oben auf der Liste der südkoreanischen Presse. Zwar habe es durch die Einladung an den südkoreanischen Präsidenten und Kim Yo Jongs Erscheinen in Südkorea wichtige Symbole gegeben, sagt Kerstin von Kalckreuth. "Andererseits gibt es auch viel Skepsis, weil gesagt wird: Wir wollen uns auf keinen Fall von den USA entfernen, wir müssen die Sanktionen für Nordkorea aufrechterhalten, damit das Atomprogramm gestoppt wird."

"Das ist eine ganz kniffelige Gemengelage gerade hier in Südkorea."
Kerstin von Kalckreuth

Mehr zum Thema:

Shownotes
Nordkorea bei den Olympischen Winterspielen
Wenn Sport zu Propaganda wird
vom 12. Februar 2018
Moderator: 
Till Haase
Gesprächspartnerin: 
Kerstin von Kalckreuth, Deutschlandfunk Nova