In vielen Ländern werden homo- oder transsexuelle Menschen verfolgt. Wenn sie sich outen, droht ihnen Gefängnis oder sogar die Todesstrafe. Das Problem: Wenn sie zum Beispiel nach Deutschland flüchten, werden sie von anderen Geflüchteten weiterhin diskriminiert oder bedroht. In Nürnberg gibt es deshalb die deutschlandweit erste Unterkunft für homosexuelle Flüchtlinge. Judith Dauwalter hat die Bewohner dort besucht.
Es gibt diese schreckliche Geschichte einer Frau, der in ihrem Heimatland ein Auge ausgeschlagen wurde, weil sie lesbisch ist. Die Frau flieht nach Deutschland und trifft hier - zu ihrem großen Entsetzen - in einem Flüchtlingsheim auf genau diejenigen Menschen, die sie zuhause misshandelt haben. Ralph Hoffmann, Vorsitzender des schwul-lesbischen Vereins Fliederlich in Nürnberg, erzählt diese Geschichte. Weil so ein Horrorszenario kein Einzelfall sein, hatte der Verein die Idee zu einer Unterkunft, in der homo- oder transexuelle Geflüchtete eine sichere Unterkunft in Deutschland finden.
Prügel- oder Todesstrafe entkommen
Sofia, Mark und Hamid sind drei von sieben Bewohnern, die in der Unterkunft leben. In einem großen, hellen Raum, in dem alles neu renoviert und noch ziemlich leer ist, steht ein großer Esstisch. Hier sitzen die drei zusammen, weil Hamid - um die 30, drahtig, in Sportklamotten und mit grünlich gefärbten Haaren - für seine Mitbewohner gekocht hat. Hamid ist seit vier Monaten in Deutschland. Er musste aus dem Iran fliehen, weil er schwul ist. Amnesty International berichtet immer wieder von Prügel- oder sogar Todesstrafen für Homosexuelle im Iran.
"Ich habe ständig Angst, weil ich in Russland mehrfach geschlagen wurde. Ich bin in einem Land aufgewachsen, wo du einfach nicht schwul sein kannst, weil es unnormal ist."
Auch in Russland werden Homosexuelle systematisch schikaniert. Der 34-jährige Mark will deshalb seinen echten Namen nicht nennen. Denn er hat daheim genau diese Erfahrungen gemacht. Mark ist deswegen mit seinem Freund aus Sankt Petersburg nach Deutschland geflohen. Ein bisschen scheu wirkt der Blick aus seinen braunen Augen, als er seine Geschichte erzählt. Auch, dass die beiden in deutschen Unterkünften bedroht wurden. Zum Glück hat er jetzt endlich Ruhe gefunden.
"Acht Plätze und dem stehen 80 bis 100 Anfragen gegenüber."