Seit der Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und NRW sind etwas mehr als drei Monate vergangen, viele der Häuser sind aber immer noch unbewohnbar oder so beschädigt, dass sie nicht ausreichend vor Kälte geschützt sind. Das schürt vor allem angesichts des nahenden Winters Sorgen bei den Betroffenen.
Die Flut hat im Ahrtal nicht nur ganze Häuser und Autos mitgerissen, sondern mit ihnen in vielen Teilen auch die Strom-, Wasser- und Gasversorgung. Der nahende Winter und die kalten Temperaturen bringen noch weitere Probleme.
"Die Orte wirken leer und ausgestorben, weil in vielen zerstörten Häusern keiner mehr wohnen kann. Auf den Straßen sind teilweise mehr Baufahrzeuge als Privatautos."
Immer noch zu sehen sind allerdings helfende Hände: Viele Studierende, aber auch junge Berufstätige, die sich für die Hilfsarbeit Urlaub nehmen und aus ganz Deutschland und der Region anreisen, um immer noch mit anzupacken.
Provisorische Vorbereitung auf den Winter
Da die Flut in vielen Teilen dafür gesorgt hat, dass es auch kein Strom, Gas und Warmwasser gibt, helfen sich die Menschen vor allem mit provisorischen Lösungen, erzählt Anke Petermann. Sie kaufen oder leihen sich etwa Elektroheizungen oder Durchlauferhitzer. Eine langfristige Lösung ist das aber nicht: Denn sollten im Winter zu viele dieser stromversorgten Geräte laufen, bricht das wiederhergestellte Stromnetz zusammen.
"In vielen Häusern wird mit allerlei Provisorien versucht, eine Lösung für den Winter zu finden. Auch wenn die teilweise gar nicht bewohnbar sind, müssen sie trotzdem frostsicher gemacht werden."
In der Kleinstadt Bad Neuenahr-Ahrweiler ist das Gasnetz in Teilen mit einer mobilen Lösung für mehr als tausend Haushalte wiederhergestellt worden. Außerdem gibt es inzwischen auch mobile Flüssiggastanks.
Da auch die noch unbewohnbaren Häuser frostsicher gemacht werden müssen, kann es sehr gut sein, dass in einigen dieser Häuser schon eine Heizung installiert wird, obwohl noch keine Menschen darin wohnen können. Etwa sobald eine Wärmepumpe wieder funktioniert, berichtet Anke Petermann.
Nässe und Kälte verzögern Sanierungsarbeiten
Bevor der Winter einbricht und einige der Bau-und Sanierungsarbeiten nicht mehr möglich sind, versuchen die Menschen vor Ort vor allem die Häuser noch zu entkernen, also etwa den schimmligen Putz abzuschlagen, damit die Betonwände und Böden dahinter trocknen können.
Denn dann erst kann Estrich auf die Betonböden aufgebracht werden, der ebenfalls noch trockenen muss, bevor der eigentliche Boden verlegt werden kann. Und das dauert, wenn es draußen nass und kalt ist.
"Gerade unter Handwerkerinnen und Handwerkern gibt es sehr viel ehrenamtliches Engagement, um noch so viele Arbeiten wie möglich fertig zu bekommen."
Neben den Sorgen vor dem näherrückenden Winter, beschäftigt die Betroffenen der Flutkatastrophe vor allem, wie es langfristig für sie und den Wiederaufbau weitergeht, so Anke Petermann.
Kein Weg zurück zum ursprünglichen Ahrtal
Denn klar ist: So wie vorher wird es im Ahrtal nicht mehr aussehen. Die Menschen stehen beim Wiederaufbau vor allem vor der Frage, wie sie die Städte katastrophensicherer gestalten können - und das schließt oft eben keine Fachwerkhäuser ein, sondern Talsperren und Rückhaltebecken.