Richtige Mikroskope sind nichts für unterwegs. Sie sind teuer, brauchen Strom und passen in keine Jackentasche. Das Falt-Mikroskop schon. Es ist auch dort eine Alternative, wo Licht-Mikroskope einfach zu teuer sind.

Mikroskope kennen wir mindestens aus der Schule. Große, etwas klobige Geräte, mit denen sich winzige Objekte anschauen lassen: Blutzellen oder kleine Insekten. Und natürlich werden Mikroskope in der Medizin und der Forschung eingesetzt.

"Ein Foldscope kostet in der Herstellung weniger als einen Dollar."
Michael Böddeker, Deutschlandfunk Nova
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Die meisten Mikroskope sind relativ teuer, unhandlich und benötigen Strom. Das ist besonders in abgelegenen und finanziell schwachen Regionen unseres Planeten ein Problem. Ärzte haben dort nicht immer die Möglichkeit, ihre Diagnosen mit einem Blick durchs Mikroskop zu sichern.

Gefaltete Mikroskope - also Foldscopes - sind die Lösung. Sie bestehen fast komplett aus Papier, sind ungefähr handtellergroß und ganz flach - geeignet also für die Jackentasche.

"Auch wenn man das auf den ersten Blick vielleicht nicht vermuten würde: Es ist im Prinzip ein Mikroskop."
Michael Böddeker, Deutschlandfunk Nova

Auf die Idee kam Manu Prakash von der Standford-University und ihn fasziniert der Gedanke, dass sich jeder so ein Mikroskop anschaffen kann - auch Kinder, einfach so zum Spielen oder weil sie Interesse daran haben.

"Stellen Sie sich eine Welt vor, in der jedes Kind ein Mikroskop in der Tasche mit sich herum trägt - wie einen Kugelschreiber. Den hat man auch ständig dabei. Ziel ist, dass die Menschen so auch mit wissenschaftlichen Geräten umgehen."
Manu Prakash von der Standford-University

Foldscopes basieren auf einem etwas anderen Prinzip als herkömmliche Mikroskope. Das einzige optische Element, wo das Licht gebrochen wird, ist eine winzige, fast kugelförmige Linse, ganz in der Mitte. "Die ist wirklich sehr klein", so unser Reporter Michael Böddeker.

Objekte bis zu 2000 Mal vergrößern

Das Falt-Mikroskop kommt als eine Art Bastelsatz: Aus einem großen Kartonbogen lassen sich die unterschiedlichen Bauteile herauslösen. Die müssen gefaltet und ineinander geschoben werden.

Die Kartonelemente lassen sich ein bisschen nach links, rechts, oben und unten verschieben. So kann das Objekt unter der Linse bewegt und der Fokus eingestellt werden. Wer das Ganze an die Smartphonekamera koppelt, kann die Ansicht noch etwas vergrößern.

Faltmikroskop: Blick auf ein haariges Spinnenbein.
© Deutschlandfunk Nova | Michael Böddeker
Blick durch das Faltmikroskop: Ein haariges Spinnenbein.
"Hier eine Spinne, wenn du mal sehen magst. Die haarigen Beine und auch die Mundwerkzeuge sind sehr gut zu erkennen."
Michael Böddeker, Deutschlandfunk Nova

Die Objekte halten mit einem Klebestreifen auf einem Stück Papier und werden in die Pappkonstruktion hinein geschoben: Flüssigproben, Pflanzenzellen oder kleine Insekten lassen sich so betrachten, wie unter einem herkömmlichen Mikroskop.

"Es gibt viele Krankheiten, die wir angehen wollen. Zum Beispiel die Bilharziose. Wir können die Eier der Parasiten in Urinproben nachweisen. Das geht jetzt überall auf der Welt - und es kostet fast nichts."
Manu Prakash von der Standford-University

Die Foldscopes können vor allem da nützlich sein, wo technisches Gerät Mangelware ist. Sie sollen auch für Diagnosen, zum Beispiel bei Bilharziose, genutzt werden. In afrikanischen oder südamerikanischen Regionen, die ohne Strom auskommen müssen, kann das Faltmikroskop also helfen.

Shownotes
Wissenschaft für unterwegs
Origami-Mikroskop zum Falten
vom 14. Dezember 2017
Moderator: 
Tina Kießling
Autor: 
Michael Böddeker, Deutschlandfunk Nova