260 Millionen Euro wurden im letzten Jahr in Deutschland für die Bewerbung von Alkohol ausgegeben. Die Weltgesundheitsorganisation hat Krankheiten wie Alkoholismus den Kampf angesagt. Wie genau Alkoholwerbung heutzutage gewinnbringend platziert wird und was genau die WHO der Alkohollobby entgegensetzt, erklärt Sebastian Breuning.
Durch die Pandemie sanken sowohl der Alkoholkonsum als auch die Budgets, die in Alkoholwerbung investiert wurden, im Jahr 2020 drastisch um knapp 12 Prozent. Nun erholt sich die Industrie durch die Wiedereröffnung der Gastronomie und das normale Leben wieder. Es werden so viel Gelder wie nie zu vor für die Bewerbung von Alkohol ausgegeben – circa 7,7 Milliarden US-Dollar weltweit.
Dabei setzt die Alkoholbranche immer noch auf die Film- und Fernsehindustrie als Hauptwerbemarkt. Aber die Unternehmen wollen natürlich besonders junge Menschen dazu gewinnen, Alkohol zu trinken. Aufgrund dessen wird jetzt in der Industrie immer mehr auf Werbung über Social Media gesetzt. 2019 waren es noch 21 Prozent der gesamten Werbeausgaben für Alkoholmarken. Und 2023 sollen es schon 30 Prozent sein, die in Social Media Werbung fließen.
Gefährliche Alkoholwerbung über Social Media
Mit der Werbung über das Internet und Social Media wollen die Firmen Jugendlichen suggerieren, dass Alkoholtrinken etwas in der Gesellschaft verankertes und damit eine Selbstverständlichkeit ist. Das ist jedoch gefährlich, denn aus dem Alkoholkonsum können Krankheiten entstehen, auf die die Werbung nicht aufmerksam macht beziehungsweise gesetzlich machen muss.
"Alkoholmarketing erreicht junge Menschen und schafft Markenbewusstsein. Es triggert außerdem Alkoholabhängige."
Was in der Tabakwerbung inzwischen Standard ist, nämlich große Warnhinweise auf den Packungen, konnte bei Alkoholwerbung bisher nicht durchgesetzt werden. Innerhalb der EU wurde ebenfalls versucht, Warnhinweise einzuführen, aber die Alkohollobby in dem Fall die Weinlobby war einflussreicher als die Politik. Was die Werbung angeht, sind wir bei Alkohol da, wo wir vor über 50 Jahren in Sachen Tabakwerbung waren, erklärt Katrin Schaller vom Deutschen Krebsforschungszentrum.
Bestes Mittel ist Alkoholwerbeverbot
Die Weltgesundheitsorganisation möchte dennoch versuchen, ein weltweites Alkoholwerbeverbot zu erwirken. Ihr Plan ist es, gegen nicht übertragbare Krankheiten, also auch die aus dem Alkoholkonsum resultierenden Krankheiten vorzugehen.
"Ein Verbot der Alkoholwerbung gilt als eine der wichtigen kosteneffektiven Maßnahmen, um den Alkoholkonsum zu reduzieren."
Insgesamt schätzt die WHO, können rund 200 unterschiedliche Krankheiten oder gesundheitliche Probleme mit Alkoholkonsum in Verbindung gebracht werden. Fakt ist eine Frau, die zwei alkoholische Getränke pro Tag trinkt, hat ein 1,4- mal höheres Brustkrebsrisiko. Und ein Mann, der circa drei alkoholische Getränke pro Tag trinkt ein drei Mal höheres Leberkrebsrisiko. Außerdem kann Alkoholkonsum zu Bauchspeicheldrüsenentzündungen führen und wirkt sich bei Jugendlichen auf die Entwicklung des Gehirns aus.